Mittwoch, 30. April 2014

Orange Uganda - Die Abzocke mit dem Internet

Das hier wird nun wohl ein eher kurzer Eintrag, ich muss das aber trotzdem loswerden. Es geht um die Verfügbarkeit und die Geschwindigkeit des Internets in Uganda. Also das grenzt wirklich schon an Abzocke, wie hier die Kunden behandelt werden.
In Uganda hat kaum jemand Internet aus dem Kabel zu Hause. Hier muss man einen Internet-Dongle kaufen, also eine Art USB-Stick, der als Modem fungiert und mit dem man somit ins Internet kommen kann. Der Hacken an der Sache ist, man kauft nicht einfach diesen Stick und kann dann surfen. Nein, man muss eine SIM-Karte kaufen und diese in den Stick montieren. Für diese SIM-Karte muss man dann sogenannten "Mobile Internet Credit" kaufen. Ich hatte mich für den Anbieter Orange entschieden, vielleicht war das ein Fehler, ich weiss nicht, ob die anderen besser sind.
Jedenfalls ist Internet in Uganda schweineteuer und verdammt langsam. Man kann sich ein Packet von einem Gigabyte für einen Monat kaufen, was zum Beispiel 35'000 Schilling kostet. Zwei Gigabyte für einen Monat (d.h. der Kredit ist nur 30 Tage lang gültig) kosten dann 50'000 Schilling und so weiter. Das Problem ist, die Geschwindigkeit des Downloads ist zwar okay (bis zu 1MB/s) aber wenn man zum Beispiel Youtube benutzt, kann man die Megabyte förmlich davonrennen sehen :) Man ist also ständig am Kredit nachladen.
Die Abzocke, von der ich spreche, bezieht sich aber auf das sogenannte "Unlimited Internet" Packet. Da wird versprochen, man kann einen Monat soviel downloaden wie man will. Das kann man eigentlich auch, nur ist die Geschwindigkeit auf lächerliche 64kb/s beschränkt. Was heisst, wenn man zwei Gigabyte downloaden möchte (was in der Schweiz vielleicht eine Viertelstunde dauert mit guter Verbindung oder sogar schneller), wartet man an die fünfzehn Stunden :) Das die Geschwindigkeit derart beschränkt ist, wird einem beim Kauf nicht erläutert. Das "Unlimited Internet" Packet kostet auch stolze hundert Franken im Monat (300'000 Schilling).
Eigentlich ist es ziemlich nutzlos, durch den Tag hat man grottenschlechten Speed, da kann das Laden von Facebook schon mal an die zehn Minuten dauern. In der Nacht ist es etwas besser, aber natürlich nie mehr als 64kb/s... Wenn man etwas downloaden möchte, muss man also den PC über Nacht laufen lassen, weil man sonst einfach keine Chance hat, die Sachen aus dem Internet runterzukriegen...
Ich weiss, wir in der ersten Welt sind sehr verwöhnt mit gutem Internet, ich musste das aber doch mal loswerden. Auch bin ich mir als Downloadfreak natürlich gute Geschwindigkeiten gewöhnt, aber wenn ihr mal folgenden Screenshot betrachtet, das schiesst dann doch wohl den Vogel ab:


Wer das Bild oben versteht, wir sicherlich lachen müssen, ob der grottenschlechten (und teuren) Verbindung :) Wenn man seinen Laptop übrigens viel benutzt, sollte man sichergehen, dessen Akku immer voll zu laden, weil mindestens dreimal pro Woche der Strom in Kampala ausfällt, zumindest war das so in letzter Zeit. Und dann ist der Strom nicht etwa für ein paar Stunden weg, nein, dass kann schon mal einen ganzen Tag oder auch länger dauern... Aber man gewöhnt sich daran.

Also wer nach Uganda kommt und das Internet benutzen möchte, sollte sich auf etwas gefasst machen. Es ist weit hinter der heutigen Zeit, es ist langsam und es ist verdammt teuer. Ich habe euch gewarnt! :) Bis zum nächsten Mal, liebe Leser.

Die Legende von Ntungamo

Es ist etwas hochgegegriffen, sich selbst als eine Legende zu bezeichnen, aber Mark sagte mir, ich soll diesen Eintrag so benennen. Warum, erfahrt ihr im folgenden Text (kleine Anmerkung: der Mark, mit dem ich hier unterwegs war, ist nicht Mark Okello von dem Roadtrip nach Kenia, sondern Mark vom ITCT-Center):

Nach dem etwas erschreckenden Schauspiel mit dem Mob in Mbarara, holte ich mein Telefon ab, das tatsächlich nach ungefähr 30 Minuten repariert worden war. Mark und ich gingen also los, um uns ein Matatu nach Ntungamo zu suchen. Leider erklärte man uns, es sei gerade ein Taxi gefahren und wir müssten uns noch eine Stunde oder so gedulden. Ich bemerkte, das mir der Typ in dem Shop, in dem ich mein Telefon hatte reparieren lassen, die SD-Karte entwendet hatte.
Also gingen wir zurück, um nach dem Speichermedium zu verlangen. Dies klappte auch relativ schnell, der Typ schien etwas verunsichert, offenbar hatte er damit gerechnet, das ich nicht mehr zurückkommen würde :) Aber so erhielt ich die Karte zurück und wir machten uns erneut auf den Weg zu dem Taxi-Stand.
Unterwegs an einer Tankstelle sprach uns ein Mann an, ob wir nach Ntungamo gehen wollten. Wir bejahten und er sagte uns, wir könnten mit ihm fahren für 5'000 Schilling (ca. 1.80 Sfr.) und diesen Deal gingen wir ein. Wir sassen also zu ihm in den Wagen, wo schon fünf andere Personen drin waren. Der Mann fuhr los und unterwegs stoppte er immer wieder, um noch mehr Personen mitzunehmen. Schlussendlich sassen in einem Wagen, der eigentlich für sieben Personen ausgelegt war, ganze dreizehn Leute. Das ging so:
Auf der hintersten Sitzreihe (normalerweise zwei Plätze) sassen vier Leute, auf der mittleren Sitzreihe (höchstens drei Leute) sassen fünf und vorne je zwei auf dem Fahrer- und Beifahrersitz. Unser Fahrer nahm also ganze zwölf Gäste mit (die selbstverständlich alle bezahlen mussten). Es war mir ein Rätsel, wie er mit jemandem den Sitz teilen und trotzdem auf der schlechten, löcherdurchsähten Strasse fahren konnte. Zum Glück geschah uns nichts und wir erreichten Ntungamo ohne Schwierigkeiten. Nur Mark machte mir kurzzeitig etwas Angst: Hinter uns sass eine alte Frau, die ständig hustete. Mark sagte mir, diese Frau könnte eine Krankheit haben (weiss nicht mehr genau, welche er genannt hat) und uns eventuell anstecken. Sie versuchte auch ständig, in ihr Halstuch zu husten, wohl um die Bakterien nicht so zu verbreiten. Bis jetzt bin ich aber noch nicht krank geworden :)
In Ntungamo assen wir erstmal etwas. Ntungamo ist nicht sehr spannend, es ist ein kleines Städtchen und liegt in der Nähe der Ruandischen und Tansanianischen Grenze. Es ist nicht sehr viel los dort, Mark sagte mir, Ntungamo sei eine "Ghost Town", also eine Geisterstadt... Danach ging es weiter mit einem Boda Boda zu dem Ort, wo Marks Dorf liegt. Wir fuhren mit dem Boda einen Hügel hoch, dort gab es keine richtige Strasse mehr, es war nur ein Trampelpfad. Schliesslich erreichten wir ein paar Häuser, wohl im Stile eines ugandischen Bauernhofs. Dort lernte ich Joel, Marks Cousin, und seinen Onkel und seine Tante kennen. Ich glaube, der Name der Tante war Anita, ich bin mir aber nicht mehr ganz sicher... Den Namen des Onkels habe ich komplett vergessen :)
Man hiess mich herzlich willkommen und zeigte uns unsere Unterkunft. Dies war ein rundes Haus, ausgestattet mit einem grossen Bett und einer Matratze am Boden, es gab auch ein paar Stühle und ein Sofa. Mir fiel auf, dass es kein Mückennetz gab (das hat man sonst immer in allen Hotels und Hostels, um Malaria vorzubeugen), Mark erklärte mir jedoch, in der Nacht würde es kalt werden und die Moskitos mögen die Kälte nicht, weshalb es hier nicht viele geben würde. Da war ich dann beruhigt, auch wenn ich das mit den Moskitonetzen nicht immer ganz ernst genommen hatte (vor allem wenn ich mal betrunken zurück in ein Hotel kam, schlief ich meistens ohne Netz, weil es einfach zu viele Umstände machte, das Ding noch korrekt über dem Bett zu platzieren :)) Mark zeigte mir etwas die Umgebung, da es aber heftig anfing zu regnen, brachen wir den Trip relativ schnell wieder ab. Zu essen gab es Matooke mit Erdnusssosse, und das mehr als einmal, ich bin mir nicht sicher, ob die Leute einfach nichts anderes hatten oder dieses Essen nur sehr mochten :) Zu trinken gab es Milchtee, also blosse Milch mit ein paar Teeblättern darin und etwas Zucker. Dieser Tee schmeckte mir aber sehr gut, das Essen übrigens auch.
Die Kirche im nahe gelegenen Dorf hatte etwas Land zur Verfügung gestellt (also "etwas" ist ziemlich untertrieben, das Stück Land ist doch sehr gross) und man will dort eine Schule bauen. Der Priester des Dorfs führte Mark, Joel und mich dorthin, ich sollte mit meinem riesigen Know-How in Sachen Schweizerischer Baukunst ein paar Tipps zur Baustelle geben :) Natürlich bin ich nicht wirklich ein Baumeister, konnte ihnen aber dennoch ein paar Sachen erzählen, wie das in der Schweiz so gemacht wird. Während wir durch das Dorf gingen, welches inmitten eines Bananenplantagenwaldes liegt, kam ich mir sehr fremd vor. Viele Leute verharrten in ihren Bewegungen, starrten mich regelrecht an, die Kinder schienen teilweise gar etwas Angst vor mir zu haben. Ich sprach Joel darauf an und er meinte, die Leute hier seien ihr ganzes Leben schon hier gewesen und viele hätten das Dorf nicht verlassen. Deshalb sei es für sie etwas Aussergewöhnliches, einen Weissen Mann durch das Dorf gehen zu sehen. Einige von ihnen hätten wohl noch nie einen Weissen in Natura gesehen, sondern höchstens im Fernsehen...
An einem der Behausungen klebte eine Satellitenschüssel und ein altes, klappriges Fahrrad stand vor dem Eingang. "This is the richest guy in the village", erklärte mir Joel lachend. Er sei auch der einzige im Dorf, der einen Fernseher hätte. Fliessend Wasser gab es in dem Dorf natürlich nicht, also gehen die Leute zu einem nahegelegenen Bach und schöpfen dort Wasser mit Kanistern ab. Ich fragte bei Joel nach, ob die das auch trinken würden und er meinte ja, die benutzen das zum Waschen, Kochen und Trinken, also für alles, wo man Wasser so brauchen kann.
Die Elektrizität war teilweise vorhanden, weil die Leute Solarpanels benutzen. Ich glaube von allen Einwohnern des Dorfes hatten aber nur zwei Leute solche Panels (und ich spreche nicht von den Dingern, die man auf das Hausdach montiert, wie das in der modernen Welt der Fall ist, ich glaube das waren so portable Dinger, die nicht allzu viel Strom erzeugen können). Ich habe hier mal ein Foto des Bananenwaldes, durch den wir gelatscht sind, um das Dorf zu erreichen:


Der Weg durch das Dorf und zu der Stelle, an der die Schule gebaut werden soll, war sehr interessant. Die Menschen begegneten mir mit regelrechter Ehrfurcht. Später, als wir auf dem Rückweg waren, machten wir bei einem lokalen Pub halt (wenn man es denn wirklich ein "Pub" nennen kann) und bestellten etwas zu Trinken. Dort lernte ich jede Menge Leute kennen, die sich zu uns setzten und mit mir reden wollten. Unter ihnen war auch Dennis, der Dorfdoktor, ich wunderte mich aber, wie er seine Arbeit verrrichtete, wenn wirklich ein Notfall eintreffen sollte, der Mann war nämlich jedes Mal wenn ich ihn traf sturzbetrunken :)
Es dauerte nicht lange und wir waren umringt von einer Horde kleiner Kinder, die ungläubig glotzten und die Welt nicht mehr zu verstehen schienen. Ein paar von diesen Kindern schienen krank zu sein, sie husteten und ihre Nasen liefen ständig. Sie machten einen etwas elenden Eindruck in ihren dreckigen, alten und kaputten Kleidern... Wir hatten jedoch jede Menge Spass, die Leute aus dem Dorf erzählten mir Geschichten, einige konnten kein Englisch (vor allem die ältere Generation) und deshalb fungierten Mark und Joel teilweise als Übersetzer :)
Auch schienen alle Männer schon gut einen sitzen zu haben, Zigaretten rauchten die meisten am Laufmeter, oft fragten sie mich und ich war auch willig zu geben, weil man dort die Glimmstängel für den schon etwas lächerlichen Preis von ca. 75 Rappen pro Pack kaufen konnte. Die Leute boten mir ein Glas "Waragi" an, in diesem Teil Ugandas auch "Kasese" genannt. Waragi ist ein alkoholhaltiges Getränk und schmeckt ähnlich wie Gin. Das lokale Gebräu Kasese wird aus den grünen Kochbananen (Matooke) hergestellt. Man warnte mich auch, ich solle vorsichtig trinken, denn die Leute nahmen an, weisse Personen vertragen das Gesöff nicht wirklich gut. Ich probierte es und es stellte sich heraus, dass ich es doch relativ gut trinken konnte und es eigentlich gar nicht so schlecht war :)
Wir kauften uns dann ein paar Bananen und dies war unser Abendessen an diesem Tag. Wir assen sie in unserer Unterkunft, zurück bei Marks Tante und Onkel. Später, als die Nacht hereingebrochen war, gingen wir zurück in das Dorf, um noch ein paar mehr Drinks zu uns zu nehmen. Das Ganze artete in einem feuchtfröhlichen Abend aus und ich muss zugeben, der Waragi machte mich ganz schön dicht. Also an alles von diesem Abend kann ich mich nicht mehr erinnern :) Mark hat auch einige Fotos gemacht, von denen ich euch ein paar nicht vorenthalten möchte, andere lasse ich aber besser auf meiner Festplatte verrotten:






Der Abend war sehr lustig (das kann ich zumindest an den Fotos erkennen) und man versuchte, mir den afrikanischen Tanz beizubringen (vielleicht ist es auch nur ein ugandischer Tanz). Mir ging es soweit sehr gut und in einem der Behausungen hatte eine ältere Frau eine kleine Soundanlage eingerichtet, von der sie Musik spielte (mit Hilfe einer dieser Solarpanels, das wohl während des Tages etwas Strom "gesammelt" hatte).
Um 02:00 Uhr morgens war dann aber der Strom aufgebraucht und Mark, Joel und ich machten uns auf den Rückweg. Ich habe keine Ahnung mehr, wie wir durch den stockdunklen Bananenwald gekommen sind :) Wir legten uns schlafen und um fünf Uhr morgens erwachte ich, weil mir schlecht war. Ich ging nach draussen und erbrach dreimal, der Waragi hatte mir ganz schön auf den Magen geschlagen... Ich schlief dann weiter, diesmal ohne Zwischenfälle, aber um zehn Uhr erwachte ich mit solch höllischen Kopfschmerzen, wie ich sie noch selten in meinem Leben verspürt habe. Mark und Joel lachten, denn sie wussten ganz genau, wie mir nun zumute war :)
Ich ging mit Joel nach Ntungamo, um eine Rolex zu essen (ich wollte einfach etwas anderes als Bananen, weil ich das Gefühl hatte, mein Magen würde damit an diesem Morgen einfach nicht klarkommen). Später an diesem Tag, mir ging es schon viel besser, machten wir einen Marsch auf einen der nahegelegenen Hügel. Ich habe davon ein paar Bilder gemacht:




Der Marsch war nicht sehr anstrengend, denn schliesslich bin ich mir Hügel ja gewohnt :) Die Schweiz ist ja nicht gerade als flaches Land bekannt. Die Aussicht war aber schön und man konnte weit über das Land blicken. Mark sagte mir, unweit von diesem Ort würden die Grenzen zu Ruanda und Tansania liegen, man müsse nur noch ein paar Hügel überqueren und sei dann da.
Wir verliessen den Hügel, gingen nochmals durch das Dorf (von welchem man ein paar Häuser auf dem letzten der obigen Fotos erkennen kann) und machten uns auf, an einem Strassenstand in Richtung Ntungamo noch etwas zu kaufen. Eigentlich dachte ich, wir würden dort Erdnüsse kaufen gehen, es stellte sich aber heraus, das wir dort noch etwas mehr Waragi trinken wollten... :)
Ich verzichtete jedoch erstmal auf den Waragi, Mark und Joel hatten aber schnell je ein Glas vor sich. Wir sassen in einem kleinen Raum, einer Art rudimentärer Bar, welche direkt an der Strasse stand, die von Ntungamo nach Ruanda führt. Dort hatte ich wieder ein spezielles Erlebnis.
Zuerst sassen nur zwei alte Männer in dieser Bar, die sich ein Glas Waragi teilten. Sie begrüssten mich sehr herzlich in ihrer lokalen Sprache und verbeugten sich sogar vor mir. Die Inhaberin der Bar rief nach ihrer Tochter, als sie mich sah, sie solle schnell kommen und sehen, welch ungewöhnlicher Gast sich eingefunden hätte. Es dauerte nicht lange, dann war die kleine Bar rappelvoll. Viele Leute sprachen kein Englisch, also konnte ich mich nicht wirklich gut unterhalten, aber ich konnte förmlich spüren, welchen Respekt diese Menschen vor mir hatten. Die Atmosphäre war etwas ganz besonderes, energiegeladen und einfach sehr aussergewöhnlich.
Es war verboten, in der Bar zu rauchen, dank der Anwesenheit meiner Wenigkeit wurde es aber erlaubt. Mark und Joel waren wieder meine Übersetzer. Man fragte mich, ob ich denn keinen Waragi trinken würde, ich lehnte aber freundlich ab, denn ich hatte definitiv genug davon gehabt. Schlussendlich musste ich den Leuten aber demonstrieren, dass ich das Gesöff trinken kann und nahm einen grossen Schluck, was in tosendem Applaus und Gelächter endete. Einer der Anwesenden erklärte mir, ich sei der erste Weisse Mann, der je einen Fuss in diese Bar gesetzt hätte, denn die meisten Weissen, die hierher kommen, fahren nur mit dem Bus durch, um nach Ruanda zu gelangen. Ich fand das sehr interessant!
Nach diesem Erlebnis gingen wir nach Ntungamo, obwohl uns die Leute gar nicht mehr gehen lassen wollten :) Dort angekommen assen wir etwas und tranken noch ein paar Bierchen. Danach gingen wir zurück zu unserer Unterkunft und schliefen gut und fest (also zumindest ich :)). Wir hatten beschlossen, am nächsten Morgen nach Kampala zurück zu kehren, weil Mark kein Geld mehr und ich meine Malariatabletten in Kampala vergessen hatte.
Mark erzählte mir, ich sei jetzt eine Legende in Ntungamo (Ntungamo ist auch ein Bezirk in Uganda, ich weiss aber nicht, ob die das wirklich "Bezirke" nennen). Einige der Leute, denen ich die Hand geschüttelt hätte, würden diese nun wochenlang nicht mehr waschen und die Bank, auf der ich in der Bar gesessen bin, würde sich die Inhaberin wohl über ihr Bett an die Wand hängen :)

Wir machten uns also auf den Weg zurück, diesmal in einem Matatu und nicht mit einem vollgestopften Auto. Von Mbarara aus nahmen wir dann einen Bus, welcher auch ziemlich preiswert war, so wie alle Transportmittel (abgesehen vom Fliegen) in Uganda. Wir erreichten Kampala wohlbehalten um fünf Uhr an diesem Abend.

Weitere Geschichten gibt's demnächst. Beste Grüsse an alle!

Mittwoch, 23. April 2014

Mob Justice: Die "Gerechtigkeit" der Strasse

Es war Donnerstagnachmittag, Mark und ich verliessen die Universität, weil ich meinen letzten halben Tag unterrichtet hatte und wir nach Ntungamo reisen wollten. Bevor es losging, musste ich noch mein Mobiltelefon reparieren lassen, weil ich es am Abend zuvor hatte fallen lassen und das Display gesplittert war.
Wir fanden einen Shop, wo das für 150'000 Schilling machbar war. Zuerst schaute ich mich nach einem neuen Telefon um, die Händler hatten aber nur irgendwelche Chinesischen Telefone, welche auf mich einen schäbigen und unhandlichen Eindruck machten. Also entschied ich mich, mein Telefon reparieren zu lassen und kein neues zu kaufen.
Während der Reparatur mussten wir etwas mehr als eine halbe Stunde warten, weshalb wir die Zeit nutzten, noch etwas in Mbarara herum zu gehen. Mark musste noch etwas Geld abheben, also gingen wir zu der DTB Bank (Diamond Trust Bank), welche etwas ausserhalb des Zentrums liegt (wenn man denn überhaupt von einem Zentrum sprechen kann, Mbarara ist nicht sehr gross, hat laut Wikipedia ca. 80'000 Einwohner).
Wir erreichten die Bank, Mark bekam sein Geld und dann gingen wir zurück, um mein Telefon abzuholen und nach einem Taxi nach Ntungamo zu suchen. Auf dem Weg zurück wurden wir Zeuge von einer brutalen Aktion mehrerer Leute.
Wir sahen zwei Männer, die versuchten einem Dritten den Rucksack zu stehlen. Das gelang ihnen auch, indem sie dem Mann den Rucksack einfach vom Rücken rissen, doch weit kamen die Diebe nicht. Mehrere Passanten hatten den Diebstahl beobachtet und kamen angerannt. Sie hielten die Räuber auf, die natürlich versuchten, sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen.
Doch daraus wurde nichts. Die Leute fingen an herumzuschreien, diese beiden Männer seien Diebe und müssten bestraft werden. Immer mehr Leute kamen hinzu, umringten die beiden Räuber und fingen an, diese mit Fäusten und Tritten zu traktieren.
Am Schluss waren da bestimmt 20 Mann gegen die beiden. Sie liessen ihr Diebesgut fallen und versuchten sich so gut es ging mit den Armen vor den Schlägen der Menge zu schützen. Natürlich konnten sie längst nicht alles abwehren und die Situation für sie wurde immer drastischer. Nun fingen einige Männer an, mit Ledergürteln auf die beiden einzuprügeln. Einige umstehende Leute suchten sich Steine und schmissen sie gegen die Diebe, wenn immer sich die Möglichkeit bot, diese auch zu treffen. Ich spreche hier nicht etwa von kleinen Steinen... Das waren richtige Brocken teilweise!
Mark und ich beobachteten das Ganze, mir war aber etwas unwohl dabei, trotzdem konnte ich meinen Blick nicht von dieser Szenerie abwenden.
Schliesslich gelang einem der Diebe die Flucht und er rannte wie von der Tarantel gestochen davon, offenbar hatte er nicht allzu viel abgekriegt, denn immerhin konnte er ja noch rennen! Seinem Komplizen erging es weit schlechter. Er konnte sich kaum noch aufrecht halten und die Menge prügelte weiter auf ihn ein. Sein Kopf war ganz angeschwollen, Blut spritzte aus seiner Nase und aus Wunden in seinem Gesicht, die vorderen Zähne hatten sie ihm alle ausgeschlagen...
Etwas befremdlich war, dass sehr viele Leute diesem Mob von Zwanzig zuschauten und keinen Deut Mitleid, Erschrecken oder Hilfsbereitschaft zeigten. Nein, einige lachten sogar, zeigten auf die Diebe und meinten, diese würden ihre gerechte Strafe kriegen. Mark und ich gingen nachdem der verbleibende Dieb nur noch auf allen Vieren herumkroch und schrie wie am Spiess... Was aus ihm geworden ist, wissen wir nicht.

Mark erzählte mir später, dieses Phänomen nenne man "Mob Justice", also die Gerechtigkeit einer Menge, eines sogenannten Mobs. Die Polizei würde oft nicht viel gegen Diebe und Verbrecher unternehmen, weshalb die Leute halt selber gegen diese vorgingen.
Früher sei es aber viel schlimmer gewesen, erläuterte er mir weiter, manchmal hätten die Leute die Diebe auf den Boden gelegt und seien mit Motorrädern über sie drübergefahren... Später erzählte mir eine Frau, die ich in Kampala kennengelernt hatte, ihr Nachbar sei auch von einem Mob gerichtet worden.  Er hätte manchmal in der Nachbarschaft Dinge gestohlen und eines Nachts seien die Leute durchgedreht und hätten ihn auf die Strasse hinausgezerrt. Dort hätten sie drei grosse Reifen über ihn gestülpt und ihn danach mit Benzin übergossen und angezündet... Er ist elendlich verreckt, anders kann man das ja nicht sagen. Sie habe alles mitansehen müssen...

Ich habe noch ein Video aus Kampala gefunden, wo man einen Mob sieht, der die Gerechtigkeit selbst in die Hand nimmt. (ACHTUNG: Ist nicht unbedingt für Kinder geeignet :))

Mob Justice in Uganda

Das wars soweit und bis zum nächsten Mal. Der nächste Eintrag lautet: Die Legende von Ntungamo. Ihr dürft gespannt sein!

Samstag, 19. April 2014

Unterricht an der Mbarara University of Science and Technology

Ich hatte die Möglichkeit, an einer Universität zu unterrichten, welche im Westen von Uganda liegt. Genauer an der "University of Science and Technology" in Mbarara (die Stadt liegt ungefähr 260 Kilometer von Kampala entfernt). Also wurde ich an einem Sonntagmittag von einer netten Frau namens Mary in Kampala abgeholt. Mit ihr waren ihr Fahrer und zwei deutsche Herren, die von der Universität in Köln kamen, um Beziehungen mit Universitäten in Ostafrika zu knüpfen.
Nach kurzem Smalltalk fuhren wir los (mit einem ziemlich grossen Pickup) Richtung Mbarara. Die Deutschen stellten Mary jede Menge Fragen, weil sie erst seit zwei Tagen in Uganda waren und wohl auch bald wieder abreisen würden. Ich fand es lustig, denn selbsverständlich wusste ich nach meiner etwas mehr als zweimonatigen Zeit in Uganda (fast) alle Antworten auf ihre Fragen. Die Herren waren aber sehr aufgestellt und nett und wir hatten eine gute Unterhaltung. Ihre Namen waren übrigens Günther und Mario, wobei mir der Name Günther und das Verhalten dieses Mannes irgendwie so typisch Deutsch erschienen, dass der Mann fast wie aus einem Film wirkte (ich weiss nicht wirklich, ob das ein typisch Deutscher Name ist :))
Wir machten unterwegs an einem Ort halt, wo der Äquator durch Uganda verläuft. Dort gab es für uns ein sehr interessantes Experiment zu bestaunen: Der Äquator war mit einer Linie auf den Boden gezeichnet. Links und rechts davon sowie auf der Linie selbst gab es je eine Schale, in die Wasser gefüllt wurde. In der Mitte dieser Schalen war jeweils ein Loch, damit das Wasser auch wieder abfliessen konnte. Da war dieser Mann, der eine Blumenblüte dabei hatte und diese jeweils auf dem Wasser schwimmen liess. Im Behälter rechts vom Äquator drehte sich die Blüte im Uhrzeigersinn. In der Schale links vom Äquator drehte sich die Blüte gegen den Uhrzeigersinn. In der Schale direkt auf dem Äquator drehte sich die Blüte überhaupt nicht... Das sind wohl die gegenseitigen Pole, die dort aufgezeigt wurden. Es war auf jeden Fall spannend zu sehen! (ich hoffe, ich habe die Richtungen der Drehung der Blüte richtig im Kopf, aber ihr wisst wohl, was ich meine :))
Danach fuhren wir weiter und hatten beinahe einen Unfall, weil ein alter Mzungu-Trottel (Mzungu steht für weisser Mann, ist in Ostafrika ein gängiger Begriff und als Weisser kommt man ihn immer wieder zu hören) uns die Vorfahrt nam.
Schliesslich erreichten wir Mbarara aber wohlbehalten. Dort gab es dann erstmal eine Überraschung für mich: Das Hotel, in welchem ich gratis wohnen durfte, für die Zeit in Mbarara, war einfach sagenhaft! Mbarara ist nicht gerade die schönste Stadt, aber das "Lake View Hotel" ist wirklich gehobene Klasse. Zwischen all den Geschäftsmännern und -Damen fühlte ich mich jedoch fast etwas fehlt am Platze und auch das man mich als "Sir" begrüsste, war mir bis anhin nicht wirklich geläufig gewesen. Ich gewöhnte mich aber schnell daran :)
Hier erstmal ein paar Bilder aus Mbarara:





Am Montagmorgen ging ich dann zum ersten Mal in die Universität.
Ich freute mich auf den Unterricht und war guter Dinge. Ich fragte Mary, wie viele Leute denn zu meinem Unterricht kommen würden. Sie sagte mir, es seien um die dreissig Leute angemeldet, also eine ganz schöne Menge! Um 09:00 Uhr sollte es losgehen. Nun ja, um 10:00 Uhr waren dann auch bereits schon fünf von diesen dreissig Leuten da :) Aber es regnete auch ziemlich heftig und vielleicht wurden die Leute deshalb aufgehalten.
Nun denn, ich hatte die nötige Software auf die PCs der Uni installiert und wir wollten anfangen, obwohl noch nicht alle da waren. Wenn wirklich dreissig Leute gemeldet waren, so fehlten zu diesem Zeitpunkt immer noch 22 :)
Am diesem ersten Tag wurde aber nichts aus dem Unterricht. Bis um 14:00 Uhr waren ich und der Systemadministrator damit beschäftigt, einige Probleme zu lösen, damit die Software (Adobe Dreamweaver, ein Programm um Webseiten zu erstellen) überhaupt richtig lief. Schliesslich kriegten wie es aber hin, doch es war bereits zu spät, um noch wirklich etwas Produktives machen zu können. Also sagte Mary den Unterricht für diesen Tag ab und ich relaxte im Hotel. Mark vom ITCT-Center in Kampala schrieb mir, er würde Mbarara um Mitternacht erreichen. Er wollte mich nämlich dorthin begleiten, also würden wir uns am nächsten Tag treffen.
Am Dienstag gab ich dann richtig Unterricht. Es waren sogar zehn Leute da! Der Unterricht war locker, machte Spass und die Zeit ging schnell um. Ich unterrichtete die Leute (welche alles Lehrer/innen an der Universität sind) in Sachen Webdesign. Zwischendurch gab es mal wieder einen der häufigen Stromausfälle, aber die Universität hatte für einen solchen Fall zum Glück einen Generator parat.
Mark war auch da, ihm ging es aber nicht sehr gut, er hatte Malaria. Doch er fand die Kraft, mich nach dem Unterricht noch etwas in Mbarara herum zu führen.
Die Verhaltensregeln in Mbarara sind etwas anders als in Kampala. So wurde ich auf dem Markt in Mbarara ziemlich brüsk darauf hingewiesen, das dies ein öffentlicher Ort sei und man hier nicht rauchen sollte. In Kampala war das nie ein Problem gewesen...
Auch an der Universität schien ich der einzige Mensch zu sein, der Zigaretten rauchte. Selbst dort fuhr mich eine junge Frau an, ich verpeste die Umwelt mit meinem Gequalme :) Hingegen schienen die Leute irgendwie mehr Respekt vor einem zu haben als das in Kampala der Fall ist. Vielerorts wurde ich mit "Sir" angesprochen, nicht nur im Hotel...
Der zweite Tag des Unterrichts verlief ebenfalls sehr gut. Diesmal unterrichtete ich etwas im Bereich grafisches Gestalten. Ein paar Leute vom Vortag waren nicht mehr da, jedoch waren Neue dazugekommen. Hier mal ein paar Bilder aus dem Unterricht:




Es war wirklich einfachstes Photoshop (Software für Bildbearbeitungen), aber man muss ja immer klein anfangen :)
Am dritten Tag (eigentlich war es ja der Vierte) war dann nur halbtags Unterricht. Mary wollte mich mit dem Pickup zurück nach Kampala bringen, doch ich sagte ihr, Mark wolle mir das Dorf zeigen, wo seine Familie herkommt und wir würden deshalb gemeinsam nach Ntungamo gehen.
Das taten wir dann auch.
Und wie es dort weiterging, wird später erzählt :)

Dienstag, 1. April 2014

Roadtrip nach Mombasa: Korruption, Pannen, Strassenkinder und der gefährlichste "Highway" der Welt

Teil 1: Chap-Chap und der Weg über die Grenze

Wie angekündigt behandelt dieser Eintrag den Roadtrip nach Mombasa. Mark und ich hatten so viel erlebt, es ist schwer, irgendwo anzufangen, aber das Beste wird wohl sein, ich fange ganz von vorne an.
Wie im vorherigen Beitrag beschrieben, mieteten wir uns einen Toyota Kombi in Tororo. Wie die meisten meiner Blogleser wohl wissen, besitze ich keinen Führerschein. Mark übrigens auch nicht :) Ich vertraute ihm aber sehr, weil wir schon oft in Kampala herumgefahren waren und ich wusste, dass er ein sehr sicherer und erprobter Fahrer ist. Das niemand von uns einen Führerschein vorzeigen konnte, interessierte bei der Automiete niemanden, weil man gar nicht erst danach gefragt hat.
Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe fuhren wir also Richtung Grenze. Die Fahrt dauerte nur eine halbe Stunde, weil Tororo wirklich sehr nahe an Kenia liegt.
Um über die Grenze zu kommen, gab es zwei Probleme: 1. Keiner hatte einen Führerschein 2. Alle Papiere des Autos fehlten. Wir versuchten es auf dem offiziellen Weg, dort wurde uns gesagt, wir bräuchten ein Logbuch des Autos (was wir eben nicht hatten). Wir wollten schon aufgeben, als wir ein paar Typen kennenlernten, sogenannte Schleuser. Egal was fehlt, egal was man getan hat, diese Menschen bringen dich über die Grenze.
Als erstes mussten wir an einem geschlossenen Tor am Ugandischen Grenzübergang vorbeikommen. Also ging einer der Schleuser voraus und redete mit den Polizisten, die das Tor bewachten. Für umgerechnet 1.50 Franken wurde uns das Tor geöffnet, ohne das wir irgendwelche Papiere hätten zeigen müssen. Der Schleuser kannte die Polizisten natürlich und konnte so einen sehr günstigen Preis erzielen. Das erste Hindernis war also überwunden (Bestechung der Polizei nennt man übrigens "Chap-Chap").
Danach kamen wir auf die kenianische Seite und ich musste ein paar Dokumente ausfüllen, um meinen Stempel im Pass zu erhalten. Für 50 USD erhielt ich den Stempel und war nun berechtigt, mich 90 Tage lang in Kenia aufzuhalten. Mark hatte keinen Pass (wie sehr viele Leute in Uganda) und brauchte deshalb ein Reisedokument. Unser Schleuser half ihm dabei, eines zu bekommen.
Danach mussten wir auf der kenianischen Seite des Grenzübergangs wieder durch ein Tor, der Prozess wiederholte sich (der Schleuser ging voraus, redete, brauchte 1.50 und wir waren durch). Nachdem wir dieses Tor passiert hatten, steckten wir im Stau. Endlos viele Lastwagen verstopften die Strasse. Polizisten stiefelten zwischen ihnen herum und einer kam zu unserem Fenster und meinte, er müsse Reisedokumente und Führerschein sehen. Unser Schleuser sass hinten in unserem Auto und steckte dem Polizisten 500 Kenianische Schilling zu, was ca. 5 Franken entspricht. "Sawa", sagte der Polizist (dies bedeutet so viel wie: "Alles klar.") und wir mussten keine Dokumente mehr zeigen.
Nachdem der Stau sich etwas gelöst hatte, organisierte unser Schleuser uns noch die Versicherung für den Wagen. Diese wurde komplett legal abgeschlossen und kostete 20 Franken für einen Monat.
Die Dienste des Schleusers kosteten uns 10 Franken (3.- für die Polizisten an den Toren, 5.- für den Verkehrsaufseher auf der kenianischen Seite und 2.- nahm er für sich selber). Ich bemerkte, dass wir längst nicht die Einzigen waren, die diesen illegalen Weg nahmen. Ich schätze, dass die Hälfte der Mitarbeiter an der Grenze wohl nebenberuflich als Schleuser arbeiten :)
Der Schleuser wünschte uns gute Fahrt und wir machten uns auf den langen Weg (911 Kilometer) nach Mombasa.

Teil 2: Die Fahrt nach Nairobi auf der schlechtesten Strasse Kenias

Nachdem wir die Grenze erfolgreich passiert hatten, wollten wir erstmal tanken. Wir fragten nach einer Tankstelle und fanden diese dann auch. Benzin in Kenia (und auch Uganda) ist billiger als in der Schweiz, kostet aber trotzdem nicht gerade nichts :) Einen Liter gibt es für ungefähr 1.10 bis 1.20 Franken, je nachdem wo man tankt.
Wir fuhren weiter und schon nach kurzer Zeit merkten wir, dass der "East African Highway" diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient. Es ist eine einfache Strasse (also nicht mehrere Spuren, sondern einfach eine links und eine rechts, ohne Abschrankung oder Lücke zwischendrin, ausserdem gibt es so gut wie nie Leitplanken), die mit jeder Menge Unebenheiten und Löcher gespickt ist. Trotzdem ist die maximale Geschwindigkeit 100 Stundenkilometer, das erzählte uns jemand, weil es auf dem kenianischen Highway keinerlei Beschilderung gibt.
Einige Verkehrsteilnehmer fahren aber deutlich schneller, trotz der schlechten Strassen. Wie in Europa sind auch auf dem East African Highway jede Menge Lastwagen unterwegs. Die Fahrer dieser werden teilweise als "Maniacs" bezeichnet, weil sie sich keinen Dreck um andere Verkehrsteilnehmer kümmern und einfach fahren was das Zeug hält. Sie überholen sich ständig gegenseitig (wenn es mal nicht passt auch gerne halb neben der Strasse), bremsen ohne Vorwarnung (auch weil die Bremslichter nicht immer funktionieren) und sind in viele Unfälle verwickelt. Auf dem Weg nach Mombasa und zurück haben wir mindestens zehn Unfälle gesehen, in die diese Trucks involviert waren. Einige sahen echt haarsträubend aus. Eine bemerkenswerte Szene war, als ein Tanklastwagen umkippte. Es spielte sich in der Nähe eines kleinen Städtchens ab und die Polizei war wohl gerade anderweitig beschäftigt. Wir sahen an die fünfzig Menschen, die das ausgelaufene Benzin mit Flaschen, Kanistern und allem was sie gerade finden konnten, abschöpften (wahrscheinlich um es danach zu verkaufen oder vielleicht auch um es selbst zu gebrauchen)...

Nach nicht allzu langer Zeit, fing in unserem Wagen ein kleines Warnlämpchen an zu leuchten. Wir mussten einen Ölwechsel vollziehen, ansonsten würden wir nicht mehr sehr weit kommen. In einem Kaff namens Webuye verliessen wir den Highway, um einen Mechaniker aufzusuchen.
Ein netter Typ zeigte uns eine Werkstatt und wir liessen das Öl wechseln und die Bremsen prüfen. Für wenig Geld wurde alles erledigt, es dauerte aber an die drei Stunden, auch weil es zwischendrin regnete. Wenn es regnet, legt jeder seine Arbeit nieder und wartet, bis es aufhört. Regen mag man hier nicht gerne :)
Der Mechaniker sagte uns noch, die vorderen Bremsklötze seien bald hinüber, bis Mombasa sollte aber noch alles klar sein. Also fuhren wir weiter. Nach einer Stunde oder zwei erreichten wir Eldoret, eine etwas grössere Stadt in diesem Gebiet Kenias. Dort assen wir etwas und ich schwitzte wie ein Tier, es war über 30 Grad warm. In Eldoret begingen wir einen unserer grössten Fehler: Wir fragten jemanden nach dem Weg nach Nakuru, der nächsten Stadt, die wir erreichen wollten. Dieser jemand sagte uns, es gäbe zwei Optionen. Option eins: Den East African Highway weiterfahren oder Option zwei: Einen kleinen Umweg nehmen, der uns aber angeblich schneller ans Ziel bringen sollte, weil dort kein Verkehr herrsche. Wir entschieden uns deshalb für Option Nummer zwei...
Anfänglich war die Strasse noch tiptop und wir kamen schnell voran. Doch plötzlich änderte sich das schlagartig. Ich kann mich täuschen, aber ich glaube, wir hatten die schlechteste Strasse in ganz Kenia erwischt. Eigentlich war es keine Strasse, noch nicht mal ein Weg, sondern irgendein Ding, das nur aus Schlaglöchern, Furchen, aufgeplatztem Asphalt und grossen Steinen bestand.
Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit lag unter 10 Kilometern pro Stunde. So krochen wir diese "Strasse" entlang und fünfzig Kilometer fühlten sich an wie fünftausend.
Wir fuhren an sehr vielen kleinen Dörfern vorbei, sahen die Leute beim Ackerbau und praktisch alle winkten uns zu, wenn sie unser Auto und meine Hautfarbe sahen :) Einen alten Mann nahmen wir ein Stück mit und plauderten etwas mit ihm. Die Landschaft war geprägt von Hügeln und Wäldern. Es wurde zunehmend später und deshalb auch langsam dunkel.
Die schlechteste Strasse Kenias wollte und wollte kein Ende nehmen. Es brach die Nacht herein und wir erreichten ein Kaff namens Eldama Ravine. Dort tankten wir unseren Wagen erneut und bemerkten kurz darauf, dass der Tachometer den Geist aufgegeben hatte... Von nun an wussten wir nicht mehr, wie schnell wir fuhren! Auch die Benzinanzeige kam uns irgendwie spanisch vor, den sowohl vor als auch nach dem Tanken zeigte sie den gleichen Stand an :) In diesem Augenblick realisierten wir, dass wir ein Schrottauto gemietet hatten, es spielte aber aufgrund des Preises keine so grosse Rolle und wir hatten auch schon halb damit gerechnet.
Nach dem Betanken des Fahrzeugs ging die Reise weiter, fortan in Dunkelheit. Die Strasse war praktisch leer und nach Eldama Ravine konnte man sie auch wieder eine Strasse nennen :) Ich sagte Mark immer wieder, er solle nicht zu schnell fahren, weil er gerne mal einen Bleifuss hatte. Einen Unfall bei Nacht wollte ich keinesfalls riskieren, noch dazu mitten im kenianischen Nirgendwo! So kam es dann auch, dass wir beinahe ein paar Kühe rammten, die einfach auf der Strasse rumstanden. Nach einer Zeit, die ich nicht mehr schätzen kann, erreichten wir Nakuru. Wir fuhren weiter ohne Stopp und erreichten Nairobi um Mitternacht.
Selbstverständlich war es zu spät, eine Unterkunft zu suchen. Also entschlossen wir uns, an einer gut beleuchteten Strasse eine Tankstelle zu suchen, wo wir unser Fahrzeug abstellen konnten. Wir steuerten eine der zahlreichen Tankstellen an und ein Mann kam auf uns zu und fragte, ob wir tanken wollen. Mark erklärte ihm auf Kiswahili das wir den Wagen abstellen und im Auto übernachten möchten. Der Mann erklärte sich einverstanden, er bewachte die Tankstelle in der Nacht. Auf mich machte er jedoch den Eindruck eines Verbrechers und mir war auch nichts ganz klar, warum er die Tankstelle bewachte, sie war nämlich geschlossen. Also fuhren wir noch ein Stückchen weiter und fanden schliesslich eine Tankstelle mit echter Security und viel Betrieb. Das erschien mir eindeutig sicherer. Nachdem wir einem Mann von der Security 50 Kenianische Schilling gegeben hatten, liess er uns im Auto übernachten.
Ich schlief erstaunlich gut, denn man konnte die Sitze weit herunterklappen und so entstand fast eine Art Bett :) Auch die Temperatur war nun angenehm. Am nächsten Morgen wachten wir früh auf und machten uns auf den Weg nach Mombasa.

Teil 3: Von Nairobi nach Mombasa mit Hindernissen

Wir fuhren später los als geplant, der Morgen graute über Nairobi. Es herrschte eine Menge Verkehr, trotzdem kamen wir relativ gut voran. Was ich von Nairobi sehen konnte, war sehr modern, verglichen mit dem, was ich bisher in Uganda gesehen hatte.
Es gibt Wolkenkratzer, grosse, grüne Parkanlagen, Strassen ohne Löcher und alles scheint etwas westlicher angehaucht zu sein, als zum Beispiel in Kampala. Ich weiss, das es in Nairobi riesige Slums gibt, aber allein von der Strasse aus gesehen macht die Stadt den Eindruck, als könnte sie auch irgendwo in Europa stehen.
Wir liessen Nairobi hinter uns und machten in einem kleinen Imbiss etwas ausserhalb der Stadt einen Stopp, um etwas zu Frühstücken. Nach dem Frühstück (während diesem wir von zwei betrunkenen Bettlern belästigt wurden), fuhren wir in das weite Nichts zwischen Nairobi und Mombasa hinaus. Der Highway in diesem Gebiet ist in sehr gutem Zustand, um ihn herum gibt es weitläufige Steppen, die bis zum Horizont reichen. Er führt auch direkt durch einen grossen Nationalpark, wir staunten aber dennoch, als plötzlich vor uns zwei Giraffen über die Strasse rannten.




Da der Highway nun gut war, rasten alle Verkehrsteilnehmer als gäbe es kein Morgen. Wir hatten ja keine Tachonadel, die uns anzeigte, wie schnell wir waren, aber manchmal hatte ich schon etwas Bammel. Da waren ein paar brenzlige Situationen zuviel, als das ich es einfach auf die leichte Schulter hätte nehmen können. Ich sagte Mark immer wieder, er solle nicht so schnell fahren und ja gut aufpassen. Aber offenbar wusste er genau, was er tat.
Am Highway gibt es immer wieder mal diese kleinen Siedlungen, die wohl auch von dem Leben, was die Strasse hergibt. So verkaufen die Leute Tomaten, Zwiebeln, Orangen, Wassermelonen und diverse andere Früchte an die Auto- und Truckfahrer.
Bei diesen Siedlungen gibt es immer sogenannte "Bumpers" auf der Strecke, das sind Hindernisse am Boden, um die Fahrer zum Bremsen zu zwingen, damit sie nicht mit einem Höllentempo durch die Käffer durchrasen. Mit einem tiefgelegten Auto hat man hier verloren :)
Bei den Bumpers warten die Verkäufer mit ihren Waren und weil die Fahrer hier stark abremsen müssen, haben sie die beste Chance etwas zu verkaufen. Ich hatte ständig mein Fenster ganz heruntergekurbelt, weil es unglaublich heiss war und diese Gelegenheit nutzten die Verkäufer. Es war manchmal wirklich rührend, wie sie versuchten, ihre Waren zu verkaufen. Einige rannten sogar hinter unserem Auto her und riefen: "Please wait! Stop! The best fruits in Kenya!" Ich habe ein kleines Video von einem dieser Käffer gemacht, leider sieht man die Verkäufer bei den Bumpern nicht :( Es ist ziemlich schlechte Qualität, da Handykamera, aber ich glaube, man kann sich dann ungefähr ein Bild davon machen (Hinweis: Beim Anschauen den Ton sehr leise stellen oder ganz ausmachen, sonst habt ihr einen Ohrenschaden!).


Nach ewig langer Zeit erreichten wir eine Ortschaft namens Voi. Dort assen wir etwas, der Service war nicht überragend, es dauerte geschlagene anderthalb Stunden, bis das Essen serviert wurde, was uns natürlich zusätzlich Zeit kostete. Bis wir nach Voi kamen, hatten wir mindestens schon fünf verunfallte Truck gesehen. Die meisten wollten überholen, gerieten neben die Strasse und kippten ob ihres eigenen Gewichts auf die Seite und blieben so liegen. Eine der Fahrerkabinen war blutverschmiert...
Wir fuhren weiter und der Tag neigte sich schon wieder seinem Ende zu. Mombasa war nicht mehr allzu weit und wir waren optimistisch. Leider passierte dann, was passieren musste. Da die Anzeige nicht funktionierte, hatten wir plötzlich kein Benzin mehr. Zu allem übel wurde es auch sehr schnell dunkel und wir waren gerade irgendwo mitten im kenianischen Nirgendwo. Das heisst, ungefähr 120 Kilometer von Mombasa entfernt.
Wir manövrierten das Auto neben die Strasse und sassen dann erstmal da in der Dunkelheit und überlegten, was wir nun tun sollten. Autostopp, um zum nächsten Kaff zu gelangen? Den Notfalldienst anrufen? Zur nächsten Ortschaft zu Fuss gehen, falls uns niemand mitnehmen sollte?
In Webuye hatte ich zum Glück vorgeschlagen, einen leeren Kanister zu kaufen, damit wir diesen mit Notfallbenzin füllen konnten, also genau für so eine Situation, in der wir nun steckten. Natürlich hatten wir bei der letzten Betankung den Kanister aber nicht gefüllt...
Auch in Kenia gibt es viele dieser Boda-Fahrer (Motorradtaxis) und selbst hier draussen brausten immer wieder ein paar vorbei. Da die Bodas den gleichen Treibstoff wie die Autos verwenden, schlug ich vor, einen dieser Boda-Fahrer zu stoppen und ihn zu bitten, uns etwas Benzin zu geben. Mark hielt das auch für eine gute Idee. Also stoppten wir den Erstbesten und erzählten ihm, in welcher Situation wir steckten. Er erklärte sich bereit, jemanden von uns zur nächsten Ortschaft mitzunehmen, um dort den Kanister mit Benzin zu füllen und danach die Person wieder hierher zurückzufahren. Natürlich nur gegen ein gewisses Entgeld.
Wir waren einverstanden, schliesslich hatten wir keine andere Wahl. Also ging Mark mit ihm mit und nach ca. einer halben Stunde war er wieder da. Leider hatten die Boda-Fahrer darauf bestanden, ihr Benzin zu einem erhöhten Preis zu verkaufen, so zahlten wir für 5 Liter fast 12 Franken. Sie hatten an diesem Abend wohl ein gutes Geschäft gemacht! Uns war das egal, Hauptsache wir kamen weiter.
Wir betankten den Wagen mit den 5 Litern und fuhren auch sogleich wieder los.
In dem Kaff, in dem Mark das Benzin erstanden hatte, gab es leider keine Tankstelle. Also fragten wir jemanden, wo denn die nächste sei. "Nicht weit", hiess es und wir vertrauten darauf.
Doch unser Wagen hatte dann tatsächlich zum zweiten Mal an diesem Abend kein Benzin mehr! Diesmal jedoch kam er inmitten eine dieser kleinen Siedlungen zum Erliegen und wir hatten zumindest nicht so grosse Mühe, Benzin aufzutreiben. Trotzdem war es sehr mühsam. Wieder mussten wir von den Boda-Fahrern kaufen. Doch dieses Mal stimmte der Preis, wir bezahlten nicht zu viel.
Mir wurde es in dem Kaff aber etwas flau, weil doch viele dunkle Gestalten dort rumschlichen und es doch auch schon 22:00 Uhr war und wir uns in einem Land befanden, dass uns beiden vollkommen fremd war. Was konnte da nicht alles passieren!
Schliesslich hatten wir aber erneut 3 Liter getankt (mehr wollten die Boda-Fahrer nicht hergeben) und konnten weiterfahren, ohne das es zu einem Zwischenfall gekommen wäre. Dann erreichten wir auch endlich wieder eine richtige Tankstelle und betankten unseren Wagen. Um 23:30 Uhr erreichten wir Mombasa. Dort nahmen wir dann noch die falsche Abzweigung und landeten im Industriegebiet, das war aber halb so schlimm.
Wir suchten uns erneut eine Tankstelle, um den Wagen abzustellen, wie wir das in Nairobi getan hatten. Ein Hotel würden wir uns am nächsten Tag suchen. Wir fanden eine gut geeignete Tankstelle und bezahlten erneut einen Security-Mann mit 50 Kenianischen Schilling.
Kurz darauf machten wir uns auf, um in einer nahe gelegenen Bar den Stress des Tages mit ein paar Bier und Whiskeys herunterzuspülen.

Teil 4: Hakuna Matata, Mombasa!

Unser Heim für die Zeit in Mombasa wurde ein Hotel namens "New Palm Trees", welches sich direkt im Zentrum Mombasas befindet und eine gute Security aufweist. Auch die Preise sind nicht überrissen, für 4 Nächte zahlten wir 100 USD (für einen Raum mit zwei Betten und eigenen Toiletten und Duschen).

Mombasa ist eine Stadt mit viel Flair. Es ist immer etwas los, wenn es aber eindunkelt, muss man aufpassen. Die Stadt ist sehr arabisch geprägt, viele Leute gehören dem Islam an. Das merkt man vor allem daran, dass man überall total verschleierte Frauen rumlaufen sieht. Auch die Männer tragen andere Kleidung, sie haben oft diese lange, weissen Gewänder am Körper, ich nenne diese Mohammed-Gewänder :)
Auch sieht man viele Schriftzüge an Autos oder Häuserwänden, die solche Dinge besagen wie "Allahu Akbar" (Gott ist grösser) oder "Masha'Allah" (So Gott will). Die Strassen von Mombasa sind während des Tages dauerhaft mit Verkehr verstopft, es ist ein einziges Hupkonzert. Die ganze Stadt mach einen etwas heruntergekommenen Eindruck, aber genau das liess mir die Metropole irgendwie sympathisch erscheinen.
Die Gegensätze in Mombasa sind dennoch gross. Bevor man in die Stadt fährt, kommt man an einer riesigen Müllhalde vorbei, die mindestens so gross ist wie drei Fussballfelder. Auf dieser Müllhalde ist allerhand los, selbst ein paar Hütten stehen auf ihr. Menschen wuseln darauf herum und suchen nach weggeworfenen Dingen, die sie wiederverwenden können. Ich habe selbst einen Bauern mit einer ganzen Kuhherde auf dieser Müllhalde gesehen, keine Ahnung was seine Kühe dort frassen...
Um die Stadt herum kleben zahlreiche Slums, Wellblechhütten, heruntergekommene, uralte Gebäude, selbstgebaute Behausungen aus Holz und Stoff. Fährt man nur ein paar Minuten weiter mit dem Auto, kommt man in das Gebiet der Strandresorts.
Wir haben ein solches Resort besucht, um an den Strand zu gelangen (es gibt einen Public Beach oder auch mehrere davon, diese haben wir aber nicht gefunden). Wir erzählten dem Wächter des Hotels, Mark sei mein Fahrer und wolle mir dieses schöne Resort  zeigen, ich wolle mir erst ein Bild davon machen und werde danach sicher ein paar Nächte buchen. So konnten wir passieren und liessen uns an der Rezeption noch einen Zettel geben, auf dem die Preise stehen. 950 Dollar für eine Nacht! Und keinen Kilometer davon entfernt leben die Menschen wie Tiere, gefangen in den Slums von Mombasa.
Der Strand war sehr schön, das Wetter herrlich (35 Grad!) und das Wasser angenehm warm, aber immer noch eine Abkühlung. Allerdings kam es hier zu Aufregungen, weil an diesem Strand zahlreiche Verkäufer ihre Waren anbieten und das nicht gerade, ohne aufdringlich zu sein. Die lassen nicht locker, bis man wirklich arrogant und bösartig zu ihnen ist. Von geschnitzten Holzmasken bis zu den besten Bootsfahrten in Kenia wird so ziemlich alles angeboten. Kauft man nichts, versuchen einem die Verkäufer etwas anders anzudrehen, zum Beispiel Marijuana :)
Wenn ich schon bei aufdringlichen Verkäufern bin, kann ich mit ihnen auch gleich weiterfahren: Steckt man in Mombasa im Stau, wird man fortlaufend "belästigt" (ich fand es teilweise eher belustigend, aber Mark hatte nach einer gewissen Zeit die Nase gestrichen voll). Leute kommen zum Fenster und bieten so ziemlich alles an, was man sich vorstellen kann: Früchte, Getränke, Ketten, Handtaschen, Sonnenbrillen, Adapter für das Auto (um elektronische Geräte mit Strom zu versorgen), Zeitschriften, Toilettenpapier, selbstbemalte Teller und was weiss ich noch alles.
Auch diese Menschen sind schwierig abzuschütteln, solange man nett zu ihnen ist. "Please buy", "Support me", "Support the small shops", "Special price, my friend, just for you", "It's handcrafted" dies und noch viel mehr sind ihre Phrasen, um einen von ihren Dingen zu überzeugen.
Man merkt, in Kenia geht es viel mehr um Geld als in Uganda. Diese Strassenverkäufer hat man zum Beispiel auch in Kampala, sie sind aber weit weniger aufdringlich und reden eigentlich gar nicht gross mit einem, sondern halten dir nur ihre Waren entgegen. Wenn du den Kopf schüttelst, bist du sie auch schon wieder los. Ganz anders in Kenia :)
In Kenia erfordert selbst der kleinste Gefallen kleines Geld. Fragst du jemanden nach dem Weg oder nach einem guten Restaurant, wird dir weitergeholfen, aber danach wirst du so etwas gefragt wie: "Now maybe you can give me something small?" Was natürlich heisst, ob man vielleicht etwas Kleingeld locker machen könnte. Vielleicht lag es aber auch an meiner Hautfarbe :)
Auch wenn man in Mombasa nur die Strasse entlang geht, kann es passieren, dass man von dubiosen Typen angesprochen wird, die einem die beste Safari in Kenia versprechen. Einige von diesen Leuten konnten sogar Deutsch sprechen... und das ziemlich gut. Damit wollen sie wohl eine gewisse Vertrauensbasis schaffen, damit sie es leichter haben, ihre Dinge an den Mann oder die Frau zu bringen. Ich liess mich davon aber nicht beirren.
In der Nacht ist es wieder ganz anders. Nur noch sehr spärlicher Verkehr und die ganze Stadt scheint zur Ruhe gekommen zu sein. Es gibt noch einige Verkaufsstände, die Waren wie Kaugummis und Zigaretten anbieten. In Mombasa gibt es aber die Strassenkinder, die vor allem Nachts hervorkommen, durch den Tag habe ich sie eigentlich nie gesehen. Diese Kinder sind meist in Gruppen unterwegs und sprechen dich an, weil sie etwas Geld möchten. Ich persönlich hatte ziemliches Mitleid mit ihnen, es muss schon hart sein, wenn sechs- bis neunjährige Kinder in dreckigen, zerschlissenen Kleidern um Mitternacht nach Geld fragen müssen... Meist gab ich ihnen etwas Kleines, wenn ich nichts gab, liefen sie mir nach, bis ich zurück beim Hotel war oder bei dem Nachtclub anlangte, in dem ich etwas trinken und meinen Spass haben wollte. Ich redete mit einem dieser Strassenjungen, der sogar ziemlich gut Englisch sprechen konnte und er erzählte mir ein bisschen von seinem Leben. Seine Mutter sei tot, an was sie gestorben ist, konnte er mir nicht sagen, dafür reichten seine Sprachkenntnisse nicht aus. Sein Vater sei fort, sagte er mir. Also sei er hier ganz alleine mit seinem kleinen Bruder. Man kann sich das gar nicht richtig vorstellen, zwei Kinder, noch nicht einmal zehn Jahre alt, die auf der Strasse leben und niemanden ausser sich selbst haben...
Die Nachtclubs in Mombasa sind auch so eine Sache für sich. Die meisten guten Clubs befinden sich ausserhalb Mombasas bei den Strandresorts. Aber auch in der Stadt selber gibt es einige Trink- und Tanzlokale. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, was in einem Club namens "Casablanca" passiert ist. Mark und ich betraten den Club (nachdem ein riesiger Gorilla am Eingang jeden von uns um 200 Shilling Eintrittsgeld gebeten hatte, das erste Mal in Afrika, dass ich Eintritt in einen Club bezahlen musste!) und es dauerte keine Minute, da kam die erste Dame angeschwirrt.
Sie berührte mich an Schultern, Bauch und Beinen und säuselte mir ins Ohr: "I like your body." Natürlich war mir sofort klar, dass es sich um eine Prostituierte handelte. Schon allein an ihrer knappen Bekleidung hätte ich das erkennen können. Ich wimmelte sie ab und setzte mich an die Bar, um einen Drink zu bestellen. Kaum hatte ich meinen Hintern auf den Hocker gepflanzt, ging es im Sekundentakt weiter. Eine Dame nach der anderen kam zu mir, berührte mich, redete irgendwas von ich sei der schönste Mann den sie je gesehen hätte. Es wurde mir fast etwas zu viel.
Allerdings hatte ich einen sehr guten Spruch, um die lästigen Dirnen loszuwerden. Sagte ich ihnen: "Sorry I am broke." dauerte es nur einen Bruchteil einer Sekunde und die Frau suchte das Weite.
So ging es fast eine Stunde lang. Wahrscheinlich redete ich mit allen Prostituierten in ganz Mombasa, so viele waren da anzutreffen. Mark schienen sie hingegen komplett zu ignorieren. Nur eine Frau, die wahrscheinlich mehr Kilogramm auf die Waage brachte als ein ausgewachsener Elefant, schien sich für ihn zu interessieren :)
Wir verzogen uns in den hinteren Teil des Clubs, um etwas Ruhe vor den Anbaggerversuchen der Damen der Nacht zu haben. Doch auch hier war es nicht wirklich besser. Es dauerte nicht lange und an unserem Tisch sass jede Menge weibliche Gesellschaft. Es war nett mit ihnen zu plaudern, aber mehr sollte da dann auch nicht laufen :)

Hier mal ein paar Bilder aus der Stadt Mombasa:







Ein paar Bilder der Küste dürfen natürlich auch nicht fehlen:





Auf dem Rückweg vom Strand habe ich ein Video gemacht, als wir in Mombasa reingefahren sind. Wieder ist es schlechte Qualität da Handykamera und auch die Warnung wegen des Tons muss ich wieder bringen: Bitte leise schalten! :) Ich hoffe, durch dieses Video kann man sich ungefähr vorstellen, wie es in Mombasa aussieht:


Die nächsten Videos werde ich mit meiner Digi-Cam machen, damit man sie auch ansehen kann, versprochen! :)

Der öffentliche Transport in Mombasa funktioniert mit Matatus (Taxis wie in Kampala) und mit sogenannten Tuk-Tuks. Die Matatus in Mombasa unterscheiden sich aber grundlegend von denen in Uganda. Sind die Matatus in Uganda hundsgewöhnliche Toyota-Busse sind es zwar auch dieselben in Mombasa, aber diese wurden von ihren Besitzern "gepimpt". Sprich da wurden Spoiler montiert, Grafiken aufgesprüht und -geklebt, andere Felgen montiert und am Chassis gearbeitet. Fast wie bei "Pimp my ride" auf MTV, falls das noch jemand kennen sollte :) Dies wurde wohl getan, um mehr Kunden anzulocken oder einfach um eine gewisse Coolness zu versprühen...
Ausserdem läuft in allen Matatus in Mombasa die gleiche Musik, als gäbe es nur einen einzigen Radiosender :) Ich muss aber zugeben, den Reggae, den sie gespielt haben, war stets sehr schön und ich mag diese Art der Musik nun noch mehr als zuvor.
Die Tuk-Tuks hatte ich zuvor noch nicht gesehen, weiss aber, dass es diese zum Beispiel in Asien auch gibt. Tuk-Tuks sind etwas billiger als Matatus. Hier mal ein paar Bilder vom öffentlichen Transport:






Die Altstadt von Mombasa ist übrigens sehr schön, auch wenn wir nur einmal ganz kurz dort waren, um in einem indischen Restaurant zu dinieren. Es gibt eine alte, portugiesische Festung, die man sich ansehen kann. Wir haben aber nur die Mauern von aussen gesehen :) Ausserdem wohnen in der Altstadt Mombasas sehr viele Araber, sie scheint von ihnen beherrscht zu werden. Wir versuchten, dort irgendwo ein Bier zu trinken, das war aber ein Ding des Unmöglichen, wegen des muslimischen Glaubens der Bewohner.
Wer sich fragt was "Hakuna Matata" in der Überschrift des vierten Teils dieses Berichts heisst, dass ist ein Satz in Swahili und bedeutet soviel wie "Es ist alles in Ordnung". Berühmt wurde der Spruch durch den Film "Der König der Löwen", deshalb dürfte er wohl einigen ein Begriff sein. Ein Deutsch sprechender Abzocker, der mir eine Safari zum eineinhalbfachen Preis verkaufen wollte, hat mir übrigens diesen Spruch gelernt :)

Teil 5: Besuch des Shimba Hills National Park

Eines Morgens beschlossen Mark und ich einen National Park in Kenia zu besuchen. Wenn wir schon mal hier waren, wollten wir auch etwas von der berühmten Tierwelt sehen (Giraffen hatten wir ja schon unterwegs gesichtet, wollten aber doch noch etwas mehr davon entdecken). Ich schaute im Internet nach und fand einen kleineren Park, der aber ziemlich nahe an Mombasa liegt (von der Stadt ca. 30 Kilometer entfernt). Diesen Park würden wir besuchen.
Also machten wir uns auf den Weg mit unserem Auto. Um dorthin zu gelangen, mussten wir in Mombasa die Fähre in Bamburi nehmen. Bamburi ist ein Stadtteil in Mombasa, weshalb die Fähre "Bamburi Ferry" genannt wird. Um auf die Fähre zu gelangen, mussten wir 220 Shilling bezahlen und ziemlich lange warten, es war ein Riesenandrang.
Schliesslich schafften wir es aber auf das Boot, welches einen ziemlich alten und verrrosteten Eindruck machte. Nach etwa 10 Minuten Fahrt kamen wir heil auf der anderen Seite an. Hier ein Bild der Fähre in Mombasa (eine zweite Fähre operiert von Likoni aus, einem anderen Stadtteil):


Nach der Überfahrt war es nicht mehr allzu weit zum Shimba Hills National Park. Die Fahrt zu dem Park verlief für einmal ohne Zwischenfälle. Ich muss das so sagen, denn am Abend zuvor waren wir zu einem Supermarkt gefahren und hatten unterwegs ein Matatu gerammt :) Es blieb bei einem Blechschaden (an unserer Karre blieb nicht einmal ein Kratzer zurück, welch Wunder!), aber wir mussten dem Matatu-Fahrer nach einer hitzigen Diskussion dann doch 2000 Shilling für den Schaden bezahlen (entspricht etwa 20 Franken).
Wir erreichten den Eingang des Parks also ohne Probleme. Die Preise erstaunten mich etwas: Jemand der nicht aus Ostafrika kommt, muss 25 USD bezahlen, jemand der aus der Region kommt, dagegen nur 350 Shilling (3.50 SFr.). Das geht ja soweit in Ordnung, weil die Afrikaner im Schnitt viel weniger Geld haben, handkehrum bezahlt aber ein reicher afrikanischer Businessman weniger als ein "armer" Student aus Deutschland :) Naja, wie auch immer...
Für unseren Wagen namen sie auch nochmal 1200 Shilling, danach durften wir aber in den Park reinfahren. Ich kann gleich verraten, ich hatte meine Kamera in Kampala vergessen und habe darum praktisch keine Fotos gemacht :( Mark hatte seine aber dabei und wird mir die Fotos noch geben, die er gemacht hat, damit ich sie später noch in meinen Blog reinstellen kann (also nicht verzweifeln!).
Wir sind weit in dem Park rumgefahren, auf roten, unasphaltierten Pisten, die unser Auto aber gut meisterte. Unterwegs haben wir jede Menge Wildschweine gesehen.
Andere Tierarten waren Giraffen, verschiedene Gazellen, Büffel, Elefanten und einen Leopard. Leider sind die Tiere doch relativ scheu und wenn man zu nahe kommt, suchen sie das Weite. So war es auch relativ schwer, irgendwelche Fotos von ihnen zu knipsen (ich versuchte es dennoch mit meiner Handykamera, aber man sieht praktisch nichts). Eine Regel des Parks ist es, dass man sein Fahrzeug nur an gekennzeichneten Stellen verlassen darf, weil es doch einige gefährliche Raubtiere gibt.
Wir sahen auch mehrere Schilder, die vor ihnen warten und besagten, man dürfe das folgende Gebiet nur mit Begleitung eines Rangers betreten (wenn man zu Fuss unterwegs ist, es gibt diverse "Wanderwege" zu abgelegeneren Orten). Leider spielte das Wetter nicht wirklich mit und ein richtiges Gewitter brach über uns herein, das mindestens eine halbe Stunde andauerte. Wir verbrachten diese Zeit mit Rauchen in unserem Auto.
Trotz des schlechten Wetters, da es Regenzeit in Kenia war, hatte ich eine Menge Spass und es war sehr interessant, diese Tiere (wenn auch nur von weitem) in freier Natur zu sehen. Es ist halt schon etwas anderes als in den Zoo zu gehen :)
Nach einem guten Mahl in der nahegelegenen Safari-Lodge machten wir uns dann auf den Rückweg. Bevor wir wieder auf die Fähre kamen, steckten wir wiedermal im Stau. Mark versuchte einen Trick und fuhr auf einer Art Pannenstreifen weit nach vorne, doch die Polizei bemerkte das und wir mussten uns wieder hinten in der Schlange anstellen, wie sich das auch gehört. Im Stau wurden wir auch wieder von den Verkäufern belästigt, diesmal von allen Seiten. Ich kurbelte vorsichtshalber mal das Fenster hoch :)
Dennoch kaufte ich mir eine Halskette und ein Armband, einfach weil es schön aussah und auch weil der Mann diese Dinge selber gemacht hatte und er irgendwie sympathisch wirkte. Jemanden wollte ich dann doch noch unterstützen. Einem einbeinigen Mann mit Krücke gab ich auch noch etwas Kleingeld, weil er in einem Affentempo hinter unserem Wagen herhumpelte, als der Stau sich etwas löste. Das erschien mir unterstützenswert, ich hatte noch nie einen Einbeinigen so schnell "rennen" sehen... Das klingt jetzt vielleicht etwas daneben, natürlich hatte ich Mitleid...
Schliesslich erreichten wir unser Hotel wohlbehütet und anschliessend gingen wir in den Ausgang zu den Strandresorts, wo die Prostituierten zwar schon warteten, aber weniger zahlreich waren als im "Casablanca".

Teil 6: Miraa und die Wächter der Tiere

Es kam der Samstagmorgen und wir mussten Mombasa den Rücken kehren, um unseren Wagen rechtzeitig bis am Sonntagabend nach Tororo in Uganda zurückzubringen. Am 05:00 Uhr morgens fuhren wir mit unserer Schrottkarre los. Wir hatten in Mombasa viel gesehen und viel erlebt, irgendwie habe ich die Stadt in mein Herz geschlossen.
Die erste Etappe würde uns wieder nach Nairobi führen und natürlich hofften wir, das es diesmal ohne Zwischenfälle klappen würde. Jedoch war das weit gefehlt! Kaum hundert Kilometer gefahren, blinkte plötzlich eine neue Warnanzeige auf unserem Armaturenbrett los. Diesmal war irgendetwas mit dem Motor nicht in Ordnung. Da das Auto noch fuhr wie zuvor, ignorierten wir das wilde Geblinke erstmal. Doch dann machten wir halt an einer Tankstelle (in einem dieser Highway-Käffer) und tankten unseren Wagen. Als Mark danach den Motor starten wollte, blieb dieser stumm. Was war nun wieder los?!
Wir fanden heraus, dass die Batterie keinen Saft mehr hatte. Also mussten wir überbrücken. Wir fragten ein paar Mechaniker, die gerade an einem anderen Auto am werkeln waren, ob sie uns vielleicht helfen könnten. Kein Problem, meinten sie. Also öffneten wir die Motorhaube und dann kam zum Vorschein, warum die Batterie keinen Saft mehr hatte.
Irgendso ein Riemen, der die Batterie während dem Fahren mit Strom auflädt, war in Fetzen gerissen! Wir mussten also nicht nur die Batterie laden, sondern auch noch diesen blöden Riemen ersetzen! Schöne Geschichte, dachte ich mir und in diesem Moment begann ich unser Fahrzeug innbrünstig zu hassen.
Wir überbrückten und konnten schliesslich unser Fahrzeug starten, um zu einer kleinen Werkstatt in der Nähe zu fahren. Dort stellten wir den Wagen ab und bauten die Batterie aus, um sie an einer Ladestation vollzuladen. Dann kam das nächste Problem auf uns zu: Ein neuer Riemen kostete 2000 Shilling, wir hatten aber nur noch 1200! Natürlich gab es einen ATM (Bankautomat) in dem Kaff, dieser war aber wie nicht anders zu erwarten ausser Betrieb... Auch der Mechnaniker wollte bezahlt werden, nämlich mit 500 Shilling. Uns fehlten also 1300 Shilling.
Nach einiger Frustration konnten wir zum Glück mit dem Mechaniker einen Deal machen: Er würde die Batterie laden, den Riemen ersetzen und dann mit uns zum nächsten Kaff fahren, um dort Geld abzuheben. Wir müssten ihm dann nur noch die Rückfahrt mit einem Boda-Boda bezahlen. Wir gingen den Deal ein und mussten erstmal etwa zweieinhalb Stunden warten, weil ein passender Riemen so schwer zu finden war... :)

Während wir warteten, lief ich ein bisschen in dem Kaff rum, weil ich ja eh nichts besseres zu tun hatte. Unterwegs lernte ich ein paar Typen kennen, die echt faszinierende Stories auf Lager hatten. Sie waren Parkwächter, also Leute, welche die Tiere in den Nationalparks vor Wilderern beschützen. Sie erzählten mir viel von ihrer Arbeit und wie gefährlich sie ist. Einer zeigte mir eine Schusswunde im Bein, die er sich bei einem Gefecht mit Wilderern eingefangen hatte.
Wilderer sind in Kenia immer schwer bewaffnet, erzählte er mir. Denn schliesslich ist Wilderei illegal, bringt aber eine Menge Geld ein. Den Nashörnern werden die Hörner abgeschnitten oder von den Elefanten wird das Elfenbein aus den Stosszähnen geraubt. Dies versuchen diese Parkwächter zu verhindern, sie tun also eine grossartige Arbeit. Aber eben auch eine gefährliche, denn diese Wilderer schrecken vor nichts zurück, um an ihr Geld zu kommen...
Es war äusserst interessant mit diesen Menschen zu sprechen. Einer wollte, dass ich ihm eine Schweizer Freundin beschaffe :) Mit ihnen war auch ein alter Mann aus Somalia, der mich zutiefst beeindruckte. Dieser Mann wusste mehr über die Schweiz als ich selbst! Auch sonst schien er sehr gebildet und wusste auf alles eine Antwort. Es war sehr lehrreich, seinen Geschichten aus Somalia zu lauschen! Auch konnte er mit Mark perfekt Luganda sprechen, eine Sprache die nur in Uganda gesprochen wird. Insgesamt sprach der Mann 16 Sprachen und weil ich ihm nicht glaubte, demonstrierte er es mir. Darunter war auch Französisch und Spanisch. Er sprach auch perfekt Englisch und ich unterhielt mich natürlich in dieser Sprache mit ihm.
Hier sind ein paar Bilder von diesen Leuten:




Der Typ auf dem ersten Bild, ist der weise, alte Mann. Der Typ auf dem untersten Bild ist einer der Parkwächter. Der in der Mitte ist einfach nur ein Chelsea-Fan aus Kenia :) Achja, über Fussball wussten diese Leute auch eine Menge zu berichten, selbst der FC Basel war ihnen ein Begriff (Mohammed Salah!). Alles in allem war das mit dem Riemen und der Batterie zwar sehr mühsam, aber ohne diesen Zwischenfall hätte ich diese sehr interessanten Menschen niemals kennengelernt!
Etwas hätte ich beinahe vergessen: Während unserer gesamten, zweistündigen Konversation kauten diese Leute ständig auf irgendwelchem Kraut rum, dass sie in Plastiksäcken bei sich hatten. Ich fragte sie, was das denn sei und sie sagten mir, es handle sich dabei um Miraa. Dieses Kraut ist unter anderem auch als Khat bekannt. Sie kauten es ständig. Ich fragte nach, was dieses Kraut denn für eine Wirkung habe. Sie erklärten mir, es wirke wie Alkohol, mache einen also besoffen (liest man im Internet nach, so sagt Wikipedia es wirke wie Amphetamin). Anstatt zehn Bier zu trinken, erläuterten sie mir, kauen sie lieber dieses Kraut... Ich wollte es auch versuchen und einer der Parkwächter gab mir ein wenig davon. "Pay attention", sagte er mir. "When you are not used to it, it will fuck you up." Aufgrund seiner Warnung versuchte ich nur ganz wenig davon und ich muss sagen, die Wirkung ist wirklich vergleichbar mit einem Alkoholrausch. Man merkt aber deutlicher die aufputschende Wirkung. Langzeitkonsum schadet aber ganz offensichtlich den Zähnen, denn all diese Leute hatten wirklich schreckliche, braun-schwarze Beisser :)
Nachdem der Mechaniker den Riemen ersetzt und die Batterie geladen hatte, fuhren wir mit ihm ins nächste Kaff, hoben Geld ab, gaben es ihm und waren wieder auf der Piste.
Wir fuhren und fuhren, passierten Nairobi, assen etwas und dann geschah das grösste Unglück auf unserer Reise.

Teil 7: Eingelocht in Naivasha

Der Samstagabend war angebrochen und es ging gut voran, auch weil wir dieses Mal den Highway gewählt und nicht die schlechteste Strasse Kenias genommen hatten. Schliesslich brach die Nacht herein und ich ermahnte Mark immer wieder, er solle langsamer fahren, weil es verdammt noch mal saugefährlich sei auf dieser Strecke so zu rasen. Er und ich wussten natürlich nicht genau, wie schnell wir waren, mich überkam aber das Gefühl, dass wir viel zu schnell unterwegs waren...
Es kam dann auch, wie es kommen musste: Irgendwo auf dieser Strecke wurden wir geblitzt. Ja, selbst in Kenia gibt es Blitzanlagen! Kurz darauf wurden wir bei einer Polizeikontrolle aus dem Verkehr gewunken. Super, dachte ich. Was passiert nun? Kein Führerausweis, keine Dokumente...
Eine relativ freundliche Polizistin erklärte uns dann, dass wir in einer Zone, in der maximal hundert Stundenkilometer erlaubt sind, hunderteinundvierzig gefahren seien. Ich hatte also recht gehabt!
Sie sagte uns, wir müssten zur nächsten Polizeistation mitkommen, welche in einer Ortschaft names Naivasha zu finden sei. Also stieg sie hinten zu uns in den Wagen und wir fuhren los, sie zeigte uns den Weg. Im Wagen versuchte ich es noch kurz einmal mit ein bisschen Chap-Chap (ich wollte ihr 1000 Shilling zustecken), doch die Dame liess sich nicht bestechen.
Also erreichten wir den Polizeiposten von Naivasha, stellten unseren Wagen ab und mussten in einer Art Büro vorsprechen gehen. Dort erklärte man uns erneut, wie schnell wir gefahren seien und zeigte uns auch ein hübsches Foto unseres Wagens plus eine Geschwindigkeitsanzeige. Mein Argument, die Geschwindigkeit auf dem Highway sei nirgends angegeben gewesen, zog nicht :)
Man erklärte uns dann weiter, wir müssten nun in eine Zelle gesperrt werden, da es zu spät sei, heute Abend noch irgendwas zu machen. Am nächsten Morgen könnten wir dann eine Busse bezahlen, um aus der Zelle freizukommen und am Montag müssten wir dann vor Gericht erscheinen. Unser Wagen sei bis nach dem Gerichtstermin nun Eigentum der Polizei. Aber wir mussten doch bis am Sonntagabend den Wagen in Uganda zurückgeben!
Wir wurden dann also in eine Zelle auf der Wache in Naivasha gesperrt. Es gab nur drei Zellen, das Gefängnis ist daher wohl eher als Übergangslösung gedacht :) Trotzdem war mir nicht sehr wohl...
Erstaunlicherweise durften wir alles behalten, was wir bei uns hatten (Geldbörse, Mobiltelefon, Zigaretten etc.). Eingesperrt wurden wir um ca. 22:00 Uhr Abends und wir sollten dann bis am nächsten Morgen um 06:00 Uhr in der Früh dort ausharren müssen.
Die Zelle war primitiv. Vier graue Wände ohne Fenster, eine nackte Glühbirne spendete Licht, in einer Ecke stand ein stinkender Eimer, in den man sich erleichtern konnte (grosses sowie kleines Geschäft...). Das war alles!
Wir waren zu fünfzehnt in dieser Zelle eingesperrt. Es kam die Zeit, da wollte jeder sich auf den nackten Steinboden legen und einfach nur noch schlafen. Dies klappte jedoch nicht sehr gut, es konnten nie alle gleichzeitig ruhen. Immer fünf Personen mussten stehen, während die anderen dichtgedrängt auf dem Boden lagen. Ich versuchte erst gar nicht, ein Auge zuzukriegen. Ich wollte nur noch heil da wieder rauskommen! Einige schliefen auch im Sitzen, das sah aber sehr unkomfortabel aus :)
Ich verspürte in dieser Nacht schon eine gewisse Angst, aber zum Glück hatte ich Mark dabei und wir waren auch noch in dieselbe Zelle gesperrt worden. So konnte er mich ein wenig beruhigen. Einer meiner Mitinsassen erklärte mir, normalerweise würde nur der Fahrer eingesperrt und weil ich ihm sagte, ich sei nur Beifahrer gewesen, wunderte er sich, was ich hier machte. Mark sagte mir dann aber, die Polizei hätte mich wohl extra eingesperrt, um mir etwas Angst zu machen. Am nächsten Morgen würden sie bestimmt zu mir kommen und Geld verlangen.
So kam es dann auch. In aller Frühe am nächsten Tag kam ein Polizist zu mir, holte mich aus der Zelle und führte mich in das Büro zurück. Dort gab man mir drei Optionen: 1.) Ich nehme den nächsten Bus nach Uganda und lasse meinen Wagen und meinen Fahrer zurück. 2.) Ich nehme das Auto und fahre selbst nach Uganda zurück und lasse meinen Fahrer in der Zelle. 3.) Ich bezahle 10'000 Shilling und mein Fahrer wird freigelassen und wir können das Fahrzeug nehmen und zusammen nach Uganda zurückkehren. Man sagte mir auch, wenn mein Fahrer vor Gericht erscheinen würde, koste das 31'000 Shilling (Busse). Um die ganze Sache etwas zu beschleunigen, solle ich doch einfach jetzt 10'000 bezahlen und wir könnten gehen. Der Polizist erklärte mir weiter, er müsse nur noch schnell seinen Boss anrufen, ob das klarginge... Mir war natürlich vollkommen bewusst, dass der Mann seinen Boss nicht anrufen würde, sondern nur so tat, als sei alles offiziell. Natürlich waren die 10'000 Shilling für ihn gedacht, damit er ein Auge zudrückte und uns freiliess :)
Ich ging den Deal ein und machte mich, nun wieder als freier Mann, auf zu einem Bankautomaten, weil ich zu wenig Geld dabeihatte. Ich fand einen, hob Kohle ab und kehrte zu dem Polizeiposten zurück. Dort übergab ich dem wartenden Polizeichef das Geld und gnädigerweise gab dieser mir 2000 Shilling zurück und sagte mir, ich solle unterwegs was zu Essen von dem Geld kaufen :) Mark war also auch wieder frei und wir konnten unseren Wagen vom Polizeigelände fahren.
Es war eine grosse Erleichterung für mich!
Wir fuhren zur Ugandischen Grenze zurück und diesmal fuhr Mark wirklich sehr bedacht und nicht mehr so schnell :)

Teil 8: Der Weg zurück über die Grenze

Der Weg zurück über die Grenze nach Uganda war dann wirklich einfach. Wir hatten die Nummer von dem Schleuser, der uns zuvor nach Kenia gebracht hatte, wir entschieden uns, es diesmal aber selber zu versuchen...
Also reihten wir uns in die endlose Schlange von Lastwagen ein und krochen Richtung Grenze. Schliesslich erreichten wir sie und brauchten noch den Stempel, welcher besagte, dass wir nach Uganda zurückgekehrt sind. Dort trafen wir dann den Mann, der uns zuvor die Versicherung für den Wagen verkauft hatte. Es stellte sich heraus, dass er auch ein Schleuser ist! :)
Also half er uns ein wenig mit dem Tor auf der Ugandischen Seite, dies war das einzige Hindernis, auf der Kenianischen Seite konnten wir einfach durchfahren. Diesmal brauchte es 20'000 Ugandische Schilling und uns wurde das Tor geöffnet (offenbar weil der zu bestechende Polizeibeamte einen höheren Rang hatte...). 20'000 Ugandische Schilling sind ungefähr 7.- Franken.
Wir bekamen noch die Nummer dieses Schleusers, brausten davon Richtung Tororo und so nahm dieses Abenteuer sein wohlverdientes Ende.

Falls jemand mal von Uganda nach Kenia möchte (oder umgekehrt) und keine Fahrzeugpapiere und keinen Ausweis dabei hat, kann er sich gerne bei mir melden, ich habe ein paar Kontakte, die helfen euch gerne weiter :) Bis zum nächsten Mal, euer Michael