Montag, 24. Februar 2014

Erste Woche in Kampala

Bereits an meinem ersten Tag in Kampala wurde ich direkt in den ''Ugandan Way of Life'' katapultiert. Mark holte mich am Nachmittag von meinem Appartment ab und zeigte mir danach, wo das Office ist, in dem ich fortan als IT-Teacher arbeiten sollte.
Um zum Office zu gelangen, unternahm er mit mir meine erste Fahrt mit den Boda Bodas. Kampala ist voll von ihnen, man findet sie an jeder Strassenecke und selbst auch noch mitten in der Nacht. Ich genoss die Fahrt, so gefaehrlich erschien mir sie mir dann doch nicht, es herrschte aber auch nicht allzu dichter Verkehr in diesem Stadtteil.
Das Office ist an einer weniger belebten Strasse in Kampala zu finden, es ist rudimentaer eingerichtet, die Raeume auf zwei Stockwerke verteilt und eher klein.
Mark arbeitet auch hier. Aber ob man das verglichen mit der Schweiz wirklich ''Arbeit'' nennen kann, mag ich zu bezweifeln :) Hier laeuft alles etwas anders. Regt man sich bei uns vielleicht darueber auf, wenn der Zug ein paar Minuten Verspaetung hat, so ist einem hier niemand boese, wenn man 2 Stunden zu spaet kommt (schliesslich ist es sehr einfach im Verkehr stecken zu bleiben...).
So hatte ich in meiner ersten Woche in Kampala noch keine Arbeit im Office zu erledigen und obwohl Mark mir sagte, er muesse arbeiten, verbrachte er doch die meiste Zeit damit, mir die Stadt und das Nachtleben zu zeigen und mich seinen unzaehligen Freunden vorzustellen.
Schon nach drei Tagen kannte ich sicher an die 30-40 Leute. An meinem ersten Tag lernte ich bereits die meisten davon kennen, weil sie mich auf ein Partyboot (sah aus wie eine ziemlich heruntergekommene Jacht, aber das Ding schwamm!) auf dem Lake Viktoria mitnahmen.
Dort stellten sie mich einer ''lokalen Persoenlichkeit'' vor, offenbar ein bekannter Radiomoderator in Kampala, der die Party auf dem Boot schmiss. Es wurde laute Dancehall-, R'n'B- und Hip-Hop-Musik gespielt und natuerlich auch eine Menge Reggea. Der Alkohol floss schon am Nachmittag in Stroemen. Das Boot fuhr zu irgendeiner Insel auf dem Lake Viktoria, ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern, aber selbst meine neuen Freunde wussten nicht, wie der Ort eigentlich heisst.
Rauchen war auf dem Boot verboten, aber es interessierte niemanden wirklich. Auch wurden mir schon die ersten Joints angeboten...
Etwas spaeter setzten wir dann auf die Insel ueber, immer in Gruppen zu ca. 30-35 Leuten, in Booten, die eigentlich fuer 20 Leute ausgelegt waren. Auf der Insel gab es eine Bar und jede Menge Sitzgelegenheiten. Also wurde weitergetrunken und ueber Gott und die Welt geredet. Schon in diesem Moment fuehlte ich mich, als waere ich bereits seit Wochen in Uganda, so gut haben mich die Leute an diesem ersten Tag aufgenommen.
Auch lernte ich den ''Service'' kennen. Meine neuen Freunde warnten mich bereits davor, dass er schlecht seie. Wir bestellten an diesem Abend alle etwas zu essen und uns wurde versprochen, es wuerde ca. eine halbe Stunde dauern, sicher nicht laenger. Wie lange es dann schliesslich dauerte? Naja, das Essen kam einfach gar nie ;) Bezahlt hatten wir zum Glueck noch nicht...
Um Mitternacht wurden wir dann wieder abgeholt und mit der ''Yacht'' zurueck nach Kampala gefahren. Ich fiel an diesem Abend um ca. 02:00 Uhr erschoepft und reichlich betrunken in mein Bett.

An den folgenden Tagen lernte ich die Stadt Kampala so richtig kennen. Ich war auf einem Markt, in der lebhaften und dauerhaft vom Verkehr verstopften Innenstadt, in Downtown, in einem Slum und in diversen Geschaeften, um mir ein paar Sachen zu kaufen.
Meine neuen Freunde geben ihrer Stadt so nette Namen wie ''The city that never sleeps'' oder ''Sin City'', was wohl so auch ziemlich zutreffend ist. Ausserdem sagte man mir, als ich eines Abends nach einer Party nach Hause wollte und meine Freunde fragte, was sie denn noch vorhaetten: ''There is always a plan in Kampala''. Was soviel heisst, dass man immer etwas zu tun hat und Schlaf eigentlich nur eine notwendige Nebensaechlichkeit ist...

In der ersten Woche war das Wetter noch etwas verhalten, meist war es bewoelkt und nicht allzu heiss. Ich lernte aber bald, dass es auch ganz anders sein kann...
Ich lernte, dass man immer und (fast) ueberall verhandeln sollte, zumindest wenn man ein Weisser ist. Meist sind die Preise zu hoch und man muss diese dann herunterhandeln (z.B. fuer eine Boda-Fahrt). Dies ist z.B. in Supermaerkten aber nicht der Fall, dort sind alle Preise angegeben.
Es gibt lokale Supermarktketten, die sehr guenstig sind und auch eher westlichere Einkaufszentren, deren Produkte sich preislich nicht allzu gross von unseren unterscheiden. Viele in Uganda hergestellte Produkte sind vergleichweise sehr guenstig, importierte Ware ist immer viel teurer.

Mir sind die vielen Sicherheitsleute aufgefallen, die mit AK47 Maschinengewehren oder alten Schrotflinten rumlaufen. Einige der Gewehre machen einen solch alten Eindruck, als koennten sie im Notfall nicht abgefeuert werden, sondern wuerden einfach in ihre Einzelteile zerfallen... Ausserdem machen die Herren und Damen vom Sicherheitsdienst auch gerne mal ein Nickerchen.

Eine weitere Art des Transports in Kampala sind neben den Bodas die sogenannten ''Matatus''. Dies sind alte Toyota-Busse, die praktisch immer irgendwo einen Slogan mit Gott aufgedruckt haben (''God is among us'', ''God protects you'', ''Believe in God'' etc. etc.).
In ein solches Taxi passen ungefaehr 15 Leute, gerne werden aber manchmal auch bis zu 20 oder mehr reingestopft und dann wird es etwas ungemuetlich. Auch staut sich am Tage gerne mal die Hitze in einem Matatu und man schwitzt gemeinsam Baeche.
Ein Matatu ist verglichen mit den Bodas extrem langsam, dafuer aber aeusserst guenstig. Selbst fuer eine lange Fahrt zahlt man nicht mehr als einen Franken. Das Matatu haelt aber dauernd an, um Fahrgaeste aufzunehmen oder rauszulassen. Der Fahrer hupt staendig, um die Leute am Strassenrand auf das Taxi aufmerksam zu machen und so Kunden zu gewinnen. Hinten im Taxi sitzt ein Typ, der ihn mit lautem Rufen unterstuetzt und ausserdem dafuer zustaendig ist, die Schiebetuere zu schliessen, wenn das Taxi wieder weiterfaehrt. Er ist es auch, der das Geld von den Mitfahrern kassiert.
Gerne bleiben die Matatus im Verkehr stecken oder sind in Unfaelle verwickelt (habe in zwei Wochen drei Unfaelle mit Matatus gesehen, zum Glueck war ich immer nur Zuschauer).

Das ugandische Essen ist nicht sehr abwechslungsreich, finde ich. Es gibt meist Reis, Kochbananen, Huenchen oder Schwein, Kartoffeln (auch suesse), Bohnen und/oder diverse Fruechte. Daneben auch noch andere Sachen, an deren Namen ich mich aber gerade nicht mehr erinnern kann.
In Kampala findet man aber alles, ich habe schon in einem Belgischen Restaurant gegessen, in einem Indischen oder in einem Aethiopischen. Zudem gibt es diverse Strassenstaende die alles moegliche an Esswaren anbieten.

Dies war's erstmal mit diesem Eintrag.
Das naechste Mal schreibe ich etwas ueber die Leute hier und was sie so tun, ueber was sie reden und was sie interessiert. Leider habe ich immer noch keine Fotos hochgeladen, ich werde das aber so bald als moeglich nachholen (wenn es geht, mache ich das heute Abend). Anmerkung: Hatte leider keine Umlaute auf der Tastatur :)

Donnerstag, 13. Februar 2014

Erste Schritte in Uganda

Die tropische Luft von Uganda schlug mir bereits entgegen, als ich das Flugzeug verliess. Der Flughafen schien wie ausgestorben, im Vergleich zu Doha oder Genf. In der Schweiz war mir gesagt worden, ich bräuchte ein Weiterflug- oder Retourticket, ansonsten könnte man mir verweigern, mich ins Land zu lassen.

Dies stellte sich aber als falsch heraus, die Leute am Flughafen von Entebbe interessierten sich überhaupt nicht dafür und es dauerte nicht lange, dann hatte ich mein Gepäck gefasst. Der Morgen dämmerte, als ich das Flughafengebäude verliess. Draussen stand schon ein nett lächelnder Mann, der mir ein Schild mit meinem Namen entgegenhielt.

Wir begrüssten uns und er führte mich zu seinem Toyota. Wir fuhren von Entebbe nach Kampala, was ca. eine Stunde dauerte (je nach Verkehrslage könne das auch viel länger dauern, erklärte er mir). Auf dieser ersten Fahrt wurde mir bewusst, das ich mich nun an einem komplett anderen Ort befinde. Alles war etwas dreckig, staubig und heruntergekommen, zumindest im Vergleich zum europäischen Standard.

Ich sah viele Hütten aus Wellblech, einige waren sogar aus Lehm gebaut worden. Es gab viele Verkaufsstände, wo allerlei Waren angeboten wurden. Die Strasse hatte gar nicht so grosse Löcher, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber wahrscheinlich war dies eine der besseren. Die Verkehrsregeln hier unterscheiden sich deutlich von den uns gewohnten. Allein auf der Fahrt von Entebbe nach Kampala hatte ich ein paar Mal richtig Schiss, das es gleich krachen würde. Da fehlten teilweise echt nur noch Zentimeter bzw. Milimeter, aber mein Fahrer schien alles im Griff zu haben.

Er erklärte mir, es gäbe hier viele Unfälle, in die vor allem die berüchtigten Motorradfahrer (genannt Boda Bodas, aber dazu später mehr) immer wieder verwickelt seien. Der Fahrer brachte mich zu Mark, dem Sohn von Justine, die ich vor meiner Abreise schon per Skypekonversation etwas kennengelernt hatte. Mit Mark fuhr ich dann zu meinem Appartment in Ntinda, einem gehobeneren Stadtteil von Kampala. Dort angekommen, schlief ich erstmal bis zum Mittag, weil der Schlaf im Flugzeug doch nicht so erholsam gewesen war.

Der Flug von Genf nach Kampala

Mein Flug von Genf nach Kampala startete um 15:30 Uhr Schweizer Zeit mit einer halben Stunde Verspätung. Ansonsten verlief er ruhig, ich schaute mir zwei Filme an, ass etwas und schlief auch ein bisschen. Hinter mir sass ein Mann, der aussah wie ein Ölscheich aus Qatar. Dieser ging mir mit der Zeit ziemlich auf den Senkel, weil er ca. alle 5 Minuten lachte wie ein Schaf (Mähähähähähä!). Nichtsdestotrotz kam ich gut in Doha an.

In Doha musste ich das Flugzeug wechseln. Erst dachte ich, aufgrund der Verspätung meines ersten Fluges würde die Zeit knapp werden, aber das stellte sich als unbegründete Sorge heraus. Ich hatte über eine Stunde Zeit, das Gate zu finden. Deshalb trank ich noch etwas und rauchte ein paar Zigaretten, um die Zeit totzuschlagen.

Um 01:20 Uhr startete mein Flug von Doha nach Entebbe, Uganda. Dieser Flug verlief sehr angenehm und ich schlief die ganze Zeit durch, weil das Entertainmentsystem bei meinem Sitz nicht funktionierte. Neben mir sass ein Mann aus Ruanda. Er sei vor 20 Jahren nach Norwegen ausgewandert und wohle nun seine Familie in Kigali besuchen, erklärte er mir. Wir redeten etwas, was ein netter Zeitvertreib darstellte. Dann schlief ich und erwachte erst wieder, als das Flugzeug zur Landung in Entebbe ansetzte.