Donnerstag, 5. Juni 2014

Reise in den Süden: 2. Etappe - Malawi

Wir erreichten die Grenze von Malawi kurz vor Mitternacht.
In unserem Express-Bus sassen nur noch 5 Leute, alle anderen waren vorher ausgestiegen. Der Busfahrer hielt an und sagte uns, wir seien nun an der Grenze, wie wir es zuvor gewünscht haben (da der Bus ja nicht bis nach Lilongwe durchfuhr, sondern am nächsten Tag zurück nach Dar es Salaam). Draussen erwarteten uns um die zwanzig Leute in der Dunkelheit. "This is border of Malawi, my friend, let's go!", klang es von überall her.
Um uns herum war ein dichter Palmenwald. Sonst gab es ausser der Schotterpiste, auf der wir hierhergekommen waren, nichts zu sehen. Deshalb beschlossen wir, doch besser im Bus zu bleiben und bis zur Endstation zu fahren, weil wir uns nicht einer Horde Unbekannter im Nirgendwo anschliessen wollten.
Der Bus fuhr dann mit uns bis zu einem Grenzkaff namens Kyela. Dort begrüsste uns ein Mann, der behauptete, er sei in Kontakt mit dem Typen, der uns die Busreise in Dar es Salaam verkauft hatte. Ihm zufolge würde dieser ihm Geld schicken und er würde dann für uns die Busreise von der Grenze nach Lilongwe organisieren (weil der Bus nicht bis dahin gefahren war). Uns war aber eigentlich sofort klar, dass das so nicht klappen würde :)
Wir mussten eine Nacht in Kyela verbringen, weil der nächste Bus erst am Morgen früh fuhr. Es war schon nach Mitternacht und wir suchten nach einer Bar, um die Nacht dort totzuschlagen. Dieser Plan ging aber nicht ganz auf, um 02:00 Uhr hatten alle Lokale dicht gemacht. Wir gingen zurück an den Ort, wo wir unser Gepäck gelassen hatten. Es handelte sich dabei um das Office des Sai-Baba-Expresses (so hiess der Bus, der uns hierher gebracht hatte :)).
Wir beschlossen, dort auf Holzbänken zu schlafen, weil wir zumindest nicht alleine waren, draussen schliefen bereits fünf Menschen auf diesen Bänken und das Office des Sai-Baba-Expresses war regelrecht überfüllt mit  ihnen. Die Nacht war trotz der Bier zuvor nicht gerade angenehm :) Am nächsten Morgen um 07:00 Uhr kam der Typ zurück, der uns versprochen hatte, einen Bus nach Lilongwe zu organisieren, auf die Kosten des Sai-Baba-Expresses. Wir gingen mit ihm in einem Taxi bis zur Grenze, von Kyela etwa zwanzig Minuten entfernt. Dort mussten wir natürlich ein Visa kaufen.
Ich zeigte meinen Schweizerpass und man sagte mir, ich solle 70 Dollar bezahlen. Ich hatte zu wenig Geld dabei, weil ich dachte, das Visa wäre 50 Dollar (für 30 Tage), wie in Tansania und Kenia zuvor auch. Ich versuchte es mit dem Deutschen Pass. Siehe da, Deutsche Staatsbürger können das Visa umsonst bekommen :)
In Malawi angekommen, versuchte der Typ, welcher mit uns gekommen war, immer wieder den Kerl in Dar es Salaam anzurufen... Schliesslich sagte er uns, es würde wohl nichts werden (!) und wir sollen hier einen Minibus nach Mzuzu nehmen, da der normale Bus erst repariert werden musste :) Von Mzuzu aus sollten wir dann einen Bus nach Lilongwe nehmen. Dies war der Plan.
Es dauerte eine Stunde, bis genug Fahrgäste im Minibus waren, damit es sich für den Fahrer lohnte, loszufahren. Die Fahrt war relativ angenehm, bis der Fahrer des Minibusses anhielt, um zwei 50 Liter Fässer Benzin im Kofferraum mitzunehmen. Das gefiehl mir irgendwie nicht so recht :) Unterwegs wurden wir mehrmals von der Polizei kontrolliert und dann war jeweils etwas Schmiergeld vom Minibus-Fahrer nötig, weil das Transportieren der Benzinfässer im Auto offenbar verboten ist :) Nach einiger Zeit erreichten wir den Buspark von Karonga, einer Stadt nahe des Malawi-Sees. Unser Minibusfahrer sagte uns, wir sollen einen anderen Minibus von hier aus nehmen...
Es gab einige Aufregung, weil uns zahlreiche Leute den Bus und die Minibusse nach Mzuzu zeigen wollten. Schliesslich entschieden wir uns für einen weiteren Minibus, der direkt nach Mzuzu fuhr. Das tat er auch, aber in einer Art und Weise, die einfach nur krass war. Der Bus sah innen wie aussen aus wie ein Haufen Schrott. Zwölf abgewetzte Sitze gab es im Wagen, als wir einstiegen, befanden sich nur zwei andere Personen darin. Die Fahrt für die 250 Kilometer bis nach Mzuzu kostete drei Franken. Nach nur sehr kurzer Fahrdauer waren die zwölf Sitze schon belegt. Danach wurde es uns wirklich teilweise etwas zu viel: Es wurden schlussendlich 23 Leute in den Bus gequetscht (ja, ich habe gezählt), zusammen mit jeder Menge Gepäck und dem einten oder anderen Bund Hühnern (ich nenne das "einen Bund Hühner", weil ich hier schon oft gesehen habe, das die Leute mehrere Hühner an den Beinen zusammenbinden und sie so herumtragen, dass sieht dann aus wie ein gackernder Strauss oder Bund Hühner :)). Das war einfach zu viel!
Ich muss ehrlich sagen, meine Glieder schmerzten und andauernd versuchte ich meine Position etwas zu verändern, weil irgendein Körperteil irgendwo eingeklemmt war... Minibus fahren in Malawi ist definitiv nichts für Leute mit Platzangst, das könnt ihr mir glauben :) Teilweise konnte der Typ bei der Schiebetüre diese nicht einmal mehr schliessen während der Fahrt...
Ich sass zum Glück am Fenster, wenn auch arg zusammengequetscht, aber die Aussicht auf der Strecke von Karonga nach Mzuzu entschädigte für die unmögliche Minibusfahrt. Es war die schönste Strecke auf der bisherigen Reise. Der Lake Malawi ist ein gewaltiger See. Man könnte meinen, man ist am Meer, das Wasser reicht bis zum Horizont. Die Strecke führt an seinem Ufer entlang durch Banenwälder und schraubt sich dann am Schluss einen der hohen Hügel hoch, welche komplett mit einem dichten, dschungelähnlichen Wald bewachsen sind. Die Aussicht von da oben über den Wald und den riesigen See tief unten war einfach sagenhaft. Unser Fahrer musste zahlreiche Male hupen oder ausweichen, weil ganze Affenfamilien einfach auf der Strasse rumsassen...
Ich wünschte, ich hätte ein paar Fotos gemacht, aber in dem sehr eng besetzten Minibus war es mir schlicht und einfach unmöglich, meine Kamera oder mein Mobiltelefon hervorzunehmen... Am Abend gegen 19:00 Uhr erreichten wir Mzuzu. Dort suchten wir uns ein Taxi, das uns zu einem Hotel bringen sollte. Das erste, das wir fanden, war zwar etwas teuer, dafür auch relativ luxuriös, aber das leisteten wir uns dann.

In Mzuzu verbrachten wir zwei Tage. Es ist nicht allzu viel los dort, um 20:00 Uhr ist praktisch alles zu und nur noch ein oder zwei Supermärkte haben offen und der ein oder andere Nachtclub. In Mzuzu traf ich dann erstmal auf eine neue Form des öffentlichen Transports. In Malawi gibt es keine Boda Bodas oder Tuk Tuks. Da gibt es entweder das gewöhnliche Taxi oder die Fahrradfahrer. Auf dem Gepäckträger des Fahrrads ist ein Gestell mit Sitzkissen angebracht, auf dem man mitfahren kann. Die Fahrer treten so richtig in die Pedale :)
Die Taxis in Malawi sind meist schrottreife Karren. Bei einem habe ich die Beifahrertüre öffnen wollen und da ist sie direkt abgefallen... Nimmt man ein Taxi, kommt es nicht selten vor, dass man den Wagen anschieben muss, damit der Motor startet. Auch kann es vorkommen, dass das Taxi einfach mal den Geist aufgibt und man es dann reparieren muss:


Die Währung in Malawi nennt sich Kwacha (wird so ähnlich wie "Quascha" ausgesprochen, wobei das zweite "a" meist weggelassen wird). Die gösseren Städte, in denen wir waren (Mzuzu, Lilongwe, Blantyre), sind in ziemlich gutem Zustand, vor allem Blantyre teilweise sogar modern mit all den Bankgebäuden. Ausserhalb der Städte sieht man aber sofort, dass die Leute sehr arm sind.
Malawi hat eine wunderschöne Landschaft, wie ich finde. Die Strecke von Karunga nach Mzuzu war zweifelsohne am Besten, aber auch das Restliche, was ich gesehen habe, hat es mir sehr angetan. Nachfolgend einige Fotos:








In Malawi werden wohl auch einige nicht ganz gewöhnliche Dinge gegessen, zumindest wollte man mir mehr als einmal gebratene Mäuse am Spiess verkaufen :) Ich habe leider nie probiert...
In Lilongwe sah ich zum ersten Mal Strassenhunde. Es gab dort nicht sehr viele, aber man läuft ihnen doch ab und zu mal über den Weg. Meist machten wir einen kleinen Bogen um sie. Als wir in Blantyre waren, sind gerade die Wahlen für einen neuen Präsidenten Malawis abgehalten worden. Es gab ein wenig Aufruhr und aus Unzufriedenheit wurden auf der Strasse Reifen angezündet.
Die Leute Malawis sind sehr nett und hilfsbereit. Die meisten sprechen gut Englisch, die Verständigung ist also kein Problem. Wir haben einige interessante lokale Personen kennengelernt, aber auch einen Belgier, der seit 10 Jahren in Malawi lebt und ein Frau aus den USA, die 4 Jahre eine Projektarbeit in einem ablegenen Kaff Malawis macht.
Von einem Dorf namens Mulanje aus, wollten wir eigentlich den 3000 Meter hohen Mount Mulanje besteigen, aber das Wetter war drei Tage lang so verhangen und regnerisch, das wir es bleiben liessen. Das war etwas schade, zumindest ich hätte gerne eine Wanderung auf den Berg gemacht. In Mulanje lernten wir auch ein spezielles Murmelspiel kennen, das ein paar Jugendliche auf der Strasse spielten.
Auf Malawis Strassen ist die Polizei sehr präsent. Unterwegs wird man immer wieder angehalten und kontrolliert. Sofern man nichts verbrochen hat, sind die Polizisten aber meist sehr freundlich :) Im Lande gibt es einige sehr westlich angehauchte Supermarktketten, so findet man viele Lebensmittel, wie es sie bei uns zu Hause auch gibt. Dies hat aber natürlich seinen Preis, der ist dann schon nicht bedeutend tiefer...
 In Malawi ist Winter und in der Nacht wird es kalt. Da kann die Temperatur schon mal unter 10 Grad fallen. Es hatte auch einige Tage geregnet, aber nicht so viel wie in Dar es Salaam. Deshalb hielt sich auch das mit den Moskitos in Grenzen :) Malawi habe ich als sehr schönes und freundliches Land erlebt, man nennt es wohl nicht umsonst "the warm heart of Africa".
Die unglaubliche Natur hat es mir so angetan, das ich mir sicher bin, noch einmal nach Malawi zurück zu kehren, um eine Safari zu machen und mehr davon zu sehen... Insgesamt war die Zeit in Malawi eher ruhig, es gab nette Bekanntschaften und einige Abende in Bars und Pubs, die jedoch (zum Glück?) nie ausarteten :) Einen richtigen Knüller gibt es leider nicht zu erzählen, aber ich hoffe, es ist dennoch einigermassen spannend... Ach ja, und das nur als Randnotiz, das berüchtigte "Malawi Gold" finde ich nicht so gut, wie viele behaupten :)

Beim Verlassen des Landes stellte sich heraus, dass ich zu lange im Land geblieben bin. Ich dachte, mein Gratis-Visa würde ebenfalls für 30 Tage gültig sein, wie bei den anderen Ländern. Es galt jedoch nur für 14 Tage. Der Grenzbeamte wies mich aber nur darauf hin, es passierte nichts :) Wir überquerten die Grenze bei Melosa und kamen nach Mosambik.

Bald wird auch von dort etwas berichtet.