Mittwoch, 2. Juli 2014

Reise in den Süden: 3. Etappe - Mosambik

Lange ist es her, doch nun gibt es endlich den Eintrag über Mosambik!

Wir hatten uns die Visa für Mosambik in der Mosambikanischen Botschaft in Blantyre besorgt und erreichten am späteren Nachmittag ein Grenzkaff mit dem Namen Milange (ja, klingt fast gleich wie das Kaff Mulanje in Malawi, obwohl es davon ca. 2 Stunden Fahrt entfernt ist). Ein paar Typen mit Fahrradtaxis brachten uns und unser Gepäck dorthin und es stellte sich erstmal wieder ein Problem: im ganzen Ort gab es nur einen einzigen ATM (Bankomat) und der funktionierte natürlich nicht. Zumindest nicht mit unseren Karten...
Wir suchten uns dennoch einen Bus oder zumindest eine Mitfahrgelegenheit, um zur nächsten grösseren Stadt zu gelangen. Dies war aber nicht möglich, man erklärte uns, alle Taxis würden erst am nächsten Morgen früh losfahren, nämlich um ca. 04:00 Uhr. Also mussten wir eine komplette Nacht in dem Kaff auf den Kopf schlagen und das erst noch ohne Geld. Naja, zumindest hatten wir genug, um etwas zu essen.
In einem somalischen Imbiss ass ich das beste Hühnchen, dass ich jemals - in meinem ganzen Leben! - gegessen habe. Es war wirklich vorzüglich! Später am Abend versuchte ich es dann noch einmal mit dem ATM. Siehe da, mit meiner Kreditkarte konnte ich einen Betrag von 500 Meticais abheben. Alle anderen Beträge wurden von der Bank nicht akzeptiert. Zumindest hatten wir nun etwas Geld, um ein paar Biere zu trinken... :)
Die Währung in Mosambik nennt sich Meticais und ist für eine afrikanische Währung relativ stark, für einen Schweizer Franken bekommt man exakt 35 Meticais. In Mulange wurden wir dann auch wieder mit einer Sprachbarriere konfrontiert, in Mosambik spricht man nur sehr schlecht und selten Englisch, alle reden Portugiesisch, da Mosambik eine ehemalige portugiesische Kolonie ist.
In Mulange gab es nur ein einziges, sehr überteuertes Hotel, weshalb wir uns entschieden, die Nacht irgendwo anders zu verbringen. Wir trafen einen Polizisten aus Simbabwe, der alleine unterwegs war. Er schloss sich uns an, weil er sich nicht ganz sicher fühlte, die Nacht brach bereits herein. Er hiess Chico und hatte einige sehr interessante Stories aus Simbabwe auf Lager. Was genau ihn nach Mosambik verschlug, habe ich leider vergessen...
Wir fanden unweit des Taxiparks einen Unterstand, wo uns von einem Sicherheitsmann erlaubt wurde, die Nacht auf dem kalten Steinboden zu verbringen. Andrew und ich suchten dann ein Lokal auf, während Chico auf unsere Sachen aufpasste, weil er keinen Alkohol trank. Wir tranken ein paar Bier und versuchten mit den anderen Gästen etwas zu plaudern, ohne portugiesische Sprachkenntnisse war das aber relativ hoffnungslos, wir mussten uns der Zeichensprache bedienen.
Danach kehrten wir zurück zu unserem Schlafplatz. Dort waren mittlerweile fünf oder sechs weitere Personen eingetroffen, die auf einfachen Matten auf dem Boden schliefen. Mit ein paar von ihnen hatten wir dann noch eine angeregte Diskussion, ich kann mich aber nicht mehr wirklich an das Thema erinnern.
Obwohl es eine ungemütliche Nacht war (es regnete zudem noch in Strömen), schlief ich ziemlich gut, ich glaube der Alkohol hat dabei eine wesentliche Rolle gespielt :) Am nächsten Morgen wachten wir früh auf und suchten nach unserem Taxi oder Bus oder was auch immer da sein würde, um uns mitzunehmen. Ich hatte mit einigem gerechnet, aber unser "Taxi" war nur ein kleiner Lastwagen mit offener Ladefläche... Die Leute würden einfach hinten auf der Ladefläche sitzen, erklärte man uns. Die Fahrt nach Quelimane, einem etwas grösseren Ort an der Küste, kostete 250 Meticais. Wir hatten unser Geld am Abend zuvor versoffen, also mussten wir dem Fahrer erklären, dass wir ihn in Quelimane bezahlen würden. Er hatte kein Problem damit und verstand sogar etwas Englisch.
Auch erlaubte er uns, für den Aufpreis von je 50 Meticais vorne in der Fahrerkabine mitzufahren. Das erschien uns etwas sicherer, weshalb wir den Deal eingingen. Losgefahren sind wir dann nicht wie zuvor versprochen um 04:00 Uhr, sondern gegen 09:00 Uhr, aber wir hatten ja Zeit. Die Fahrt nach Quelimane war ein Erlebnis für sich. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, in der Fahrerkabine noch etwas Schlaf zu finden, doch das war unmöglich. Die Strasse war viel zu schlecht und es holperte und qietschte ganze vier oder fünf Stunden lang. Wohlgemerkt: es war eine der Hauptstrassen! Ich habe ein kleines Video von der Fahrt gemacht, ich hoffe man kann sehen, wie sehr es uns dort durchgeschüttelt hat:


Ich will ja gar nicht wissen, wie sich die Leute hinten auf der Ladefläche gefühlt haben mussten :)
Nach schier endloser Zeit erreichten wir Mocuba, dort verabschiedeten wir uns von Chico, weil er in der Stadt etwas zu tun hatte. Wir fuhren nach einer kurzen Pause weiter nach Quelimane.

In Quelimane verbrachten wir ein paar Tage. Der Ort hat ein gewisses Flair, auch wenn er ziemlich heruntergekommen aussieht. Wir besuchten den Strand, der ca. 35 Kilometer ausserhalb der Stadt liegt und wunderschön ist. Auf der Fahrt dorthin, welche wir mit Boda-Bodas bestritten, hatte ich einen Unfall. Mein Fahrer verlor auf der sandigen, unebenen Piste die Kontrolle über sein Motorrad und wir stürzten, zum Glück passierte aber nicht viel, ich verbrannte mir lediglich das Bein am Auspuff des Fahrzeugs.


In Quelimane gibt es jede Menge Strassenköter, man kann ihnen kaum ausweichen, so viele streunen durch die Strassen. Andrew war etwas nervös, weil er sich nicht gegen Tollwut geimpft hatte :)
Diese Köter ernähren sich wohl grösstenteils von den grossen Abfallbergen, welche die Strassen verunstalten. In Quelimane scheint es keine Müllabfuhr zu geben, der Dreck stapelt sich da einfach wo es grad passt und rottet vor sich hin. Stinken tut es manchmal auch ein bisschen :) Auch habe ich einige Menschen gesehen, die sich von diesen Abfallbergen ernährten... Ausserdem gibt es dort jede Menge Ratten, die aufgescheucht davonhuschen, wenn man sich ihnen nähert.
Das Wetter in Quelimane war ausgesprochen traumhaft, immer blauer Himmel und kaum eine Wolke war zu sehen. Es war dementsprechend sehr heiss. Wir lernten in einem Restaurant einen interessanten Italiener kennen, der schon seit 12 Jahren in Mosambik lebt. Etwas seltsam fand ich die Beziehung zu seiner Frau, die er ständig herumscheuchte und welche wohl nicht mal halb so alt war wie er selbst...
Ich habe hier nachfolgend ein paar Fotos aus Quelimane:







Von Quelimane aus beschlossen wir, nach Maxixe zu gehen, weil wir nicht direkt nach Maputo fahren wollten. Die Fahrt dorthin kostete uns 2000 Meticais pro Person in einem relativ komfortablen Bus. Es dauerte ewig, Maxixe zu erreichen, aber es liegen schliesslich auch etwas mehr als tausend Kilometer zwischen den beiden Orten. Ja, Mosambik ist wie Tansania auch ein extrem grosses Land, wo man stundenlang einfach durch das grosse, weite Nichts hindruchfahren kann.
Ich kann mich erinnern, das wir Maxixe spät Nachts erreichten. Trotzdem fuhr noch eine Fähre nach Inhambane, welches auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht liegt. Wir nahmen die Fähre und auf der anderen Seite brachte uns ein Tuk-Tuk zu einem Guesthouse. Dort übernachteten wir in den schlechtesten Betten, in denen wir je geschlafen haben... Am nächsten Morgen hatten wir beide Rückenschmerzen. Aber was will man erwarten, wenn eine Nacht nur 150 Meticais kostet? :)
In Inhambane verbrachten wir nur einen Tag, um den berühmten Tofo Beach zu besuchen. Dort war es wirklich traumhaft. Leider habe ich Trottel keine Fotos gemacht. Hier aber ein Foto aus Inhambane und von der Fähre aus:




In Maxixe verbrachten wir dann ein paar mehr Tage, in einem kostengünstigen Hotel. Maxixe ist ein nettes, kleines Städtchen, obwohl es dort nicht allzu viel zu tun gibt. Am Abend kann man einige Bars abklappern, wo ziemlich viel und heftig getrunken wird, das war es aber eigentlich auch schon. Der Strand in Maxixe ist nicht erwähnenswert, da er grösstenteils mit Abfall übersäht und auch das Wasser schaumig ist, was wohl nicht gerade von Sauberkeit zeugt.
Aus Maxixe habe ich drei Bilder:




Diese Geckos (mittleres Bild) waren wirklich überall und lebten auch in unserem Hotelzimmer :)
In Maxixe lernte ich einen Mann kennen, der vor langer Zeit in Deutschland gearbeitet hatte. Er erzählte mir, wie er zu Zeiten der DDR in Deutschland gewesen ist und was er dort getan hat. Auch hat er den Mauerfall miterlebt, was schon sehr interessant für mich war, denn schliesslich ist der Mann Mosambikaner! Nach etwas Recherche im Internet, habe ich herausgefunden, dass der Mann wohl einer der 15.000 "Madgermanes" ist...
Nach ein paar Tagen beschlossen wir, nach Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, weiterzureisen. Von Maxixe aus ist das nicht mehr sehr weit, ca. 470 Kilometer. In Maputo angekommen, merkten wir, wie teuer diese Stadt ist. Zuvor hatten uns viele Leute gesagt, oder besser gesagt gewarnt, das man dort eine Menge Geld ausgeben kann bzw. sogar muss.
Selbst für ein schäbiges Hotelzimmer zahlt man nicht weniger als 1000 Meticais. Wir kamen in einem Hotel unter, das gut war und uns 1500 Meticais pro Person und Nacht kostete. In Maputo gibt es ein florierendes, kunterbuntes Nachtleben, das zwar nicht gerade günstig ist, aber es machte trotzdem eine Menge Spass durch die Bars und Clubs zu tingeln :)
Dort war es auch, wo ich diesen Typen kennenlernte, der jede Menge (vermutlich gestohlene) Dinge verkaufte. Sein Künstlername ist "Johnny Blaze" und ja, er verkauft auch einen kunterbunten Strauss an Drogen, Tabletten und was weiss ich noch alles an Substanzen. Dafür interessierte ich mich aber nicht - keine Angst - sondern viel mehr für den sonstigen Krimskrams, den er anzubieten hatte.
Ich schreibe diesen Bericht mit einem nagelneuen Gigabyte Notebook aus Taiwan, welches selbst die neusten Spiele flüssig in FullHD darstellen kann. Dieses Notebook habe ich Johnny Blaze für sagenhafte 200 USDollar abkaufen können! Nein, ich fühle mich nicht schlecht, weil das Teil vermutlich irgendwo geklaut wurde, wenn ich es nicht gekauft hätte, wäre es jemand anderem in die Hände gefallen. Zwar ist die Tastatur Englisch und besitzt keine Umlaute, mit ein paar Software-Tools weiss ich mir aber zu helfen und wie man sehen kann, schreibe ich diesen Eintrag trotzdem ganz ordentlich :)
Maputo ist eine tolle Stadt, sieht aber nicht sehr schön aus, auf den ersten Blick. Nun ja, eigentlich auch nicht auf den zweiten :) Ich habe nachfolgend ein paar Bilder aus Maputo:









Diese grossen Wohnblöcke sind charakteristisch für Maputo, es gibt sehr viele davon. Insgesamt ist die Stadt moderner als zum Beispiel Lilongwe in Malawi oder Kampala in Uganda aber dennoch weit von einem westlichen Standard entfernt.
Auch in Maputo war das Wetter sehr gut, es regnete kaum, obwohl "Winter" war. Wir hatten eine gute Zeit und schlossen einige neue Bekanntschaften. Andrew entschied sich, von Maputo aus nach Hause zu fliegen, weil ihm das Geld auszugehen drohte. Ich war mir erst nicht sicher, was ich tun sollte. Südafrika sprang sofort in meine Gedanken, schliesslich ist die Grenze nur ca. 100 Kilometer von Maputo entfernt. Dann sah ich aber in meinem Reisepass, dass mein Visum für Uganda immer noch zwei Monate gültig war und ein Flug mit Kenya Airways kostete nur 280 USDollar. Also entschied ich mich, nach Uganda zurück zu fliegen. Ich wollte die WM irgendwo sehen und auch meine "alten" Freunde von Kampala wiedersehen. Ich schreibe nun diesen Eintrag erneut von Uganda aus :) Bald geht es aber weiter, mein Visum ist momentan nur noch für 13 Tage gültig!

Mosambik habe ich als sehr freundliches und interessantes Land kennengelernt. Es ist einfach riesengross. Trotz der vorhandenen Sprachbarriere hatten wir nie grosse Schwierigkeiten. Die Leute sind sehr nett und helfen einem bei jedem Problem. Das ganze Land ist sehr arm und das sieht man auch. Vor allem in den kleineren Ortschaften bemerkt man den sehr tiefen Lebensstandard. Ich fand die Leute sprachen nicht nur portugiesisch, sondern sahen auch irgendwie wie dunkelhäutige Portugiesen aus :) Ich kann das nicht anders beschreiben.
Die Strände von Mosambik sind wirklich meist traumhaft schön und es gibt auch den berühmten weissen Sand an einigen Orten zu finden. Alles in allem kann ich sagen: Mosambik ist definitiv eine Reise wert! Für westlichen Komfort zahlt man sich dumm und dämlich, kann man aber auch einfacher leben, so ist es relativ preiswert.

Ungefähre Route und Länge des gesamten Trips von Kampala nach Maputo auf Google Maps

Alles Gute und bis bald,
euer Michael